„Wir leben unter der unsichtbaren Macht des Marktes nach dessen Regeln“. Doch diese bisherige Form des Kapitalismus ist an einer Wendemarke angelangt. Um es erneut mit Jeremy Rifkins eigenen Worten zu sagen: „Diese Grundlage des neuzeitlichen Lebens befindet sich heute in Auflösung. Im kommenden Zeitalter treten Netzwerke an die Stelle der Märkte, und aus dem Streben nach Eigentum wird Streben nach Zugang“ zu diesen Netzen. Dieser, englisch „access“ genannte, Zugang „wird Schlüsselbegriff des anbrechenden Zeitalters“. In seinem Buch zeigt Rifkin die Entwicklungslinien, Spielregeln und Hintergründe der vernetzten Welt. Wirtschaftsunternehmen agieren nach veränderten Geschäftsgrundsätzen (man denke an die vermehrten Firmenzusammenschlüsse) und werden dabei immer einflussreicher. Doch das Spinnennetz des ökonomischen Einflusses erstreckt sich noch weiter: Rifkin prognostiziert eine Vermarktung sämtlicher privater Aktivitäten außerhalb der Familie. Die Kommerzialisierung auch kultureller Bereiche bestätigt für Rifkin die „Transformation vom industriellen zum kulturellen Kapitalismus“. Diesen unaufhaltsamen Wandel erörtert Rifkin in seinem Band auf anspruchsvolle, vielschichtige Weise. Weder verfällt er in jauchzenden Optimismus angesichts neuer Zeiten, noch verharrt er in pessimistischen Vorhersagen über unsere Zukunft. Er beschränkt sich auch nicht auf die augenfälligen Wirtschaftsaspekte, sondern erörtert sinnvollerweise deren gesamtgesellschaftliche Implikationen. Zwar sind seine häufig eingestreuten Beispiele sehr USA-lastig und daher für europäische Leser etwas fremd, aber getreu der amerikanischen Vorreiterrolle werden wir die diesbezüglichen Entwicklungen rascher erleben, als uns vielleicht recht sein kann. Wir werden lernen müssen, in einer vernetzten, dynamischen Welt zu leben, in der für Rifkin „die einzige Konstante der Ökonomie der Wandel“ ist. Und in der das Wissen über den Zugang die tatsächliche Macht bedeutet. –Joachim Hohwieler