Mit einer spektakulären Aktion hat Russland im August 2007 seine Ansprüche auf ein 1,2 Million Quadratkilometer großes Territorium am Nordpol bekräftigt. Nach Manier archaischer Landeroberer rammte die Besatzung eines U-Boots mit Hilfe eines Greifarms in 4261 Meter Tiefe eine russische Flagge aus rostfreiem Titan in den Meeresgrund. Während Forscher dem verwegenen U-Boot-Tauchgang in diesen Breiten weltweit Respekt zollten, machte sich bei ihren Regierungen Unruhe breit. Vor allem die Anrainer des Nordpolarmeeres fühlten sich von der provokanten symbolischen Geste der Russen brüskiert und herausgefordert zugleich. Lagern doch im Meeresboden des Arktischen Ozeans schätzungsweise bis zu einem Viertel der weltweiten Erdöl- und Erdgasvorkommen. Noch ist die Förderung zu kostspielig. Nur an drei Monaten ist das Polarmeer mit Schiffen befahrbar. Doch dies könnte sich durch den Klimawandel rasch ändern. Noch dazu seit die Preise an den Rohstoffbörsen trotz zwischenzeitlicher Preiseinbrüche nach oben weisen. Der Wissenschaftsjournalist Christoph Seidler zeigt in seinem Buch Arktisches Monopoly, dass das „Great Game“, das große Gerangel um die letzten fossilen Rohstoffreserven der Welt längst in vollem Gange ist. So betrachten etwa die Russen den Lomonossow-Rücken als eine direkte Verbindung zwischen der sibirischen Küste und dem Nordpol, die Dänen halten ihn für eine unterseeische Fortsetzung von Grönland und die Kanadier für ein Anhängsel ihrer Ellesmere-Insel. Bei der Lektüre des ebenso spannenden wie beklemmenden Buches wird klar, dass die brisante Frage, wem die Arktis gehört und wer sie ausbeuten darf, über kurz oder lang zur Zerreißprobe der internationalen Beziehungen zu werden droht. – Arnold Abstreiter