Nach Schätzungen des Aktionsbündnisses Patientensicherheit sterben 0,1 Prozent aller Krankenhauspatienten an unerwünschten Nebenwirkungen oder ärztlichen Kunstfehlern. Rein statistisch ein vernachlässigbarer Wert, doch bei 17 Millionen Krankenhauspatienten pro Jahr wären das allein in Deutschland 17 000 Tote. Ganz zu schweigen von den Hunderttausenden, die sich in Kliniken Krankheiten bis hin zu bleibenden Schäden infolge mangelnder Hygiene oder laxen Personals zuziehen. Werner Bartens, selbst Doktor der Medizin und leitender Redakteur des Wissenschaftsressorts der Süddeutschen Zeitung, führt in seinem gut recherchierten Buch mit dem Titel Auf Kosten der Patienten die Schrecken des deutschen Krankenhausbetriebes vor und zeigt die Risiken und Nebenwirkungen einer ärztlichen Versorgung im Zeitalter der chronischen Unterfinanzierung des Gesundheitswesens auf. Wobei er wie bei allen seinen Werken aus einem reichhaltigen Fundus an Anekdoten schöpfen konnte, die er für seine Kolumnenreihe Medizin und Wahnsinn zusammengetragen hat. Bei alledem geht es Bartens ausdrücklich nicht um Panikmache. Sein erklärtes Ziel ist es aufzuklären und einen konstruktiven Dialog zur Behebung der Missstände anzustoßen. Seit seinem Lexikon der populären Medizin-Irrtümer von Kollegen ohnehin als Nestbeschmutzer angefeindet, ist es mehr als zweifelhaft, dass ihm dies mit dieser zugegebenermaßen gut gemachten Polemik gelingen wird. Franz Klotz