Mit Dollarzeichen in den Augen drängen Geschäftsleute zur Zeit ins Reich der Mitte — und landen reihenweise auf der Nase. Dass Deutschland im Billigwahn gerade munter Arbeitsplätze nach Asien exportiert, stimmt auch so manchen nachdenklich. Folgt der Euphorie bald die Enttäuschung? Das China-Paradox ist ein Ratgeber für Geschäftsleute, ein unterhaltsamer, praktischer Mix aus Reportagen, Anekdoten, Analysen, Tipps und Fakten. Damit ist er eine wahre Fundgrube an Informationen über die chinesische Mentalität, über Alltag und Unternehmensführung in China, und er wird vielleicht manchen zum Nachdenken bringen. Denn die Autoren schreiben zwar mit deutlicher Zuneigung und Bewunderung über China, reden aber auch Klartext, was die Fallstricke angeht. Allzu bereitwillig liefert, so ihre Warnung, besonders die europäische Wirtschaft ihr Know-how an die Chinesen, die eine jahrhundertelange Tradition als Händler haben und sich – Kommunismus hin oder her – zur Zeit als geschickte Kaufleute mit Übung in alten Kunst der Strategie und klarem Blick auf den eigenen Vorteil erweisen. Ein ungutes Gefühl beschleicht den Leser, wenn Himmelmann und Hungerbach zum Beispiel berichten, wie es mit dem wirtschaftlichen Austausch vorangeht. Der sieht im Moment so aus, dass per Schiff randvolle Container aus China in Deutschland ankommen und leer zurücktransportiert werden. Der Schüler ist dabei, seinen Meister zu überflügeln — und in Pension zu schicken. China bleibt für ausländische Geschäftsleute ein Land mit Risiken und Nebenwirkungen. Im unterhaltsamen Stil einer Spiegel-Reportage berichten die Autoren, wie es so zugeht im Land der Mitte. Der Einsteiger kommt aus dem Staunen über die kulturellen Unterschiede kaum noch heraus, selbst Leser mit China-Erfahrung und dürften noch einige wichtige Hinweise mitnehmen. Vor allem angesichts dessen, dass sich die chinesische Gesellschaft gerade im Zeitraffer verändert und das, was vor ein paar Jahren galt, schon wieder kalter Kaffee ist. Ihr Hauptaugenmerk richten Himmelmann und Hungerbach auf Fragen, die Geschäftsleute interessieren: Wie sieht´s aus mit der Rechtssicherheit in China? Welche Risiken birgt das politische System? Welche Möglichkeiten gibt es, ins Geschäft einzusteigen, vom Joint venture bis zum Merger? Was muss man zu Finanzen, Namensgebung und Markteintritt wissen? So gründlich wie alle anderen kulturellen Fragen erläutern die Autoren auch die delikate Frage, wer in China wen wie schmiert. Zum Kommunismus sehen Himmelmann und Hungerbach zur Zeit keine Alternative – anders seien die Menschenmassen Chinas kaum in Zaum zu halten. Über die Frage der Menschenrechte gehen die Autoren leider arg schnell hinweg, für sie ist China vor allem historisches Opfer. — Nina Hesse