Als im Jahr 1995 Jeremy Rifkins Buch Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft erschien, war das eine Provokation. Denn der streitbare Intellektuelle stellte die weithin geteilte Grundannahme infrage, dass technologischer Fortschritt zwar Arbeitsplätze vernichte, aber auch genauso viele neue schaffe. Nichts da, sprach Rifkin, überall und in zunehmendem Maße werden Menschen durch Maschinen ersetzt — das Ende der Arbeit drohe. Eine Zukunft der Arbeit witterte Rifkin jenseits der Erwerbsarbeit: Der Autor appellierte, einen dritten Sektor jenseits von Markt und Staat aufzubauen und so den Arbeitslosen zu neuer Beschäftigung zu verhelfen. Mit seinem Buch hat Rifkin die Debatte um die Zukunft der Arbeitsgesellschaft wesentlich mitgestaltet. Nicht umsonst wurde der Titel in die Liste der hundert wichtigsten Managementbücher in der Campus-Management-Enzyklopädie aufgenommen. Nun hat der Campus Verlag eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage des Buches auf den Markt gebracht, erfreulicherweise nahezu zeitgleich zur ebenfalls in diesem Jahr erschienen amerikanischen Ausgabe. Neben dem schonend aktualisierten Originaltext enthält das Buch eine rund 40-seitige Einleitung zur Neuausgabe, in der der Autor seine Kritik erneuert — pointiert, wie gewohnt. „Das Industriezeitalter bereitete in den USA der Sklavenarbeit ein Ende“, schreibt Rifkin, „das Informationszeitalter wird der massenhaften Lohnarbeit den Garaus machen.“ Das „Urgestein kapitalistischer Wirtschaftstheorie“ sei erodiert; man müsse einen „dem Herzen des Kapitalismus inhärenten Widerspruch“ zur Kenntnis nehmen, denn weniger Arbeit produziere weniger Einkommen, weniger Konsumnachfrage und letztlich weniger Wachstum. Auch bei seinen Vorschlägen für die Gestaltung der Zukunft der Arbeit legt Rifkin nach, denn dies sei in der Erstausgabe etwas vage geblieben, hatten Kritiker bemängelt. Ob er sie besänftigen kann, bleibt indes fraglich. Rifkin setzt weiter auf den dritten Sektor, fordert Arbeitszeitverkürzungen und bringt die Wasserstoffwirtschaft als neuen Jobmotor ins Spiel. Ein Patentrezept für die Lösung dieser „kritischen Frage unserer Epoche“ indes kann er auch nicht präsentieren, dafür aber reichlich Nachschub an Diskussionsstoff. –Winfried Kretschmer