An der wissenschaftlichen Reputation von Paul Krugman sind Zweifel kaum erlaubt. Manchen gilt der Princeton-Professor sogar als einer der dringendsten Anwärter auf den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Umso weniger Ansehen wird Krugman deshalb im Hause Bush genießen. Der Regierung von deren Spross George Walker nämlich hat der Ökonom in den vergangenen Jahren immer wieder Zeugnisse ausgestellt, die schlechter kaum hätten ausfallen können. Und dies nicht in den Publikationsorganen, in denen Krugmans wissenschaftliche Arbeiten ansonsten zu erscheinen pflegen (und die entsprechend nur von einem überschaubaren Fachpublikum wahrgenommen werden), sondern in der New York Times. Eben diese zwischen 2000 und 2003 veröffentlichten Artikel vor allem versammelt der hier anzuzeigende Band, der deshalb sehr schön zwei parallele Entwicklungslinien sichtbar macht: einerseits diejenige der Politik der Regierung von Präsident Bush jun., andererseits diejenige des wachsenden Entsetzens des beobachtenden Ökonomen (und Staatsbürgers). Die Wurzeln für den neuerlichen Niedergang der amerikanischen Wirtschaft nach den geradezu goldenen Jahren unter der Regierung Clinton sieht Krugman bereits in der Regierungszeit von George Bush sen. angelegt, der ebenfalls einen desaströsen Haushalt hinterlassen hatte und dessen (Wirtschafts-)Politik von seinem Sohn in erschreckender Kontinuität fortgesetzt wird. Freilich übersieht der Autor nicht, dass zur Hochzeit des Booms die amerikanische Wirtschaft, insbesondere die Börse, stark überhitzt und ein Dämpfer ebenso absehbar wie nötig war. Gleichwohl sei das Ausmaß des Niedergangs der Regierung eindeutig zurechenbar. Fast schon mit Genuss zitiert Krugman in seinem Vorwort das Satiremagazin The Onion, das unmittelbar nach der Vereidigung von George W. Bush am 18. Januar 2001 dem neuen Präsidenten folgende Worte in den Mund gelegt hatte: „Der Albtraum von Wohlstand und Frieden ist endlich vorbei.“ — „Gut gebrüllt Löwe“, kommentiert Krugman: „Denn genau so ist es gekommen.“ Der große Ausverkauf ist ein lesenswerter Beleg dafür, dass es entgegen anders lautender Menetekel in den USA eine kritische Öffentlichkeit nach wie vor gibt. –Andreas Vierecke