Unterhaltsam und faktenreich erzählt Jungbluth den Werdegang von IKEA-Gründer Ingvar Kamprad und seinem Lebenswerk – ohne die weniger schönen Geschichten hinter der sonnigen Kulisse des Konzerns und der lebenden Legende Kamprad zu verschweigen. Die erste Hälfte des Buches zeichnet die Biografie Kamprads und die Entwicklung seines Lebenswerk nach, die zweite Hälfte spürt den Gründen nach, warum IKEA eigentlich so beliebt ist. Damit wird es zum Lehrstück für allzu gesichtslose, stromlinienförmige Unternehmen und Manager – denn die Wurzel des Erfolgs ist zu einem wichtigen Teil gerade IKEAS unverwechselbare, zuweilen schräge Identität. Sie ist bis heute stark von Kamprad, dem kauzigen Gründer, geprägt. Da Kamprad selbst den legeren Stil bevorzugt, erlaubt er ihn auch seinen Angestellten und führt unternehmensweit das Duzen ein. Da er selbst ein Workaholic ohne größere Ansprüche ist (bis auf kurze Porsche-und-zuviel-Alkohol-Entgleistungen), wird auch eine Kultur der Bescheidenheit und Einfachheit Teil von IKEA – dazu gehört allerdings auch eine ziemlich magere Entlohnung der Angestellten. Schon als Fünfjähriger auf dem Gut seiner Familie im ländlichen Schweden erwies sich Kamprad als äußerst geschäftstüchtig, und als er IKEA gründete, war er gerade mal siebzehn. Dadurch, dass der Hof der Familie so abgelegen war, stieg Kamprad schon früh in den Versandhandel ein, der später auch Basis des Möbelgeschäfts bilden würde. Ausführlich schildert Jungbluth, was erst spät an die Öffentlichkeit gedrungen ist – dass Ingvar sich als Jugendlicher so wie der Rest seiner Familie von den Nazis begeistern ließ. Noch lange blieb er der rechten Ideologie der Nazis verbunden. Zu Anfang war IKEA ein reiner Familienbetrieb, und zunächst gab es alles mögliche zu kaufen, vom Füllfederhalter bis zur Brieftasche. Als das erste Möbelstück, ein Sessel, auf große Nachfrage stieß, baute der junge Ingvar das Geschäft zügig aus und konzentrierte sich nur noch aufs Geschäft mit Einrichtungsgegenständen. Da er sich keine Artikelnummern merken konnte, gab er seinen Produkten skandinavische Namen – die Bezeichnungen sind heute Kult… Nach dem spannenden Bericht über die Aufbaujahre ist der zweite Teil des Buches, der sich der Analyse widmet, für jeden, der schon mal beim blau-gelben Möbelhaus gekauft hat, wenig überraschend. Erfolgsfaktoren von IKEA sind bekanntermaßen niedrige Preise, große Absatzmengen und Einsparungen beim Service durch Do-it-yourself des Kunden; ein prägendes, lifestylig-junges Design; eine unverwechselbare Firmenkultur und klare nationale Identität mit hohem Sympathiefaktor und unverwüstlich positivem Image. Dazu die Restaurants, in den man preiswert essen kann. Dieses Erfolgsrezept funktioniert schon fast unverändert seit den 70er Jahren und wird es vermutlich auch weiterhin tun – ob es etwas bringt, IKEAS eigenwilligen Weg nachzueifern, ist eine andere Frage. — Nina Hesse