Das Angestelltenparadies der Wirtschaftswunderjahre ist längst vorbei. Und die Unsicherheit der Beschäftigungsverhältnisse hat eine neue Dimension angenommen: Ob Allianz, Deutsche Telekom, Siemens oder Daimler – in den einstigen Hochburgen der sicheren Arbeitsplätze wird an Arbeitsverhältnissen vernichtet, was unbefristet und geschützt war. Trotz guter Konjunktur und Gewinnprognosen. Die Mittelschicht ist verunsichert: Qualifikation, Status, Arbeitsplatz scheinen bedroht von Globalisierung, Digitalisierung, Rationalisierung. Günter Ogger sieht dem unaufhaltsamen Rückgang von Festanstellungen, dem befürchteten Absturz ins Auge: „Wer künftig noch ein festes Beschäftigungsverhältnis hat, darf sich zur gesellschaftlichen Elite zählen.“ Die anderen erwartet ein Drama, das den Niedergang der Arbeiterklasse noch toppen könnte, meint Ogger: Mittlere Manager: abserviert durch Organisationsverschlankung; Buchhalter, Controller und Vertriebsleute: ersetzt durch Hard- und Software; Konstrukteure, Entwickler und andere Wissensarbeiter: ausgebootet von ausländischen Billigarbeitskräften und inländischen Praktikanten, Zeitarbeitern und Scheinselbständigen. „Zu besichtigen ist eine sterbende Kaste“, dramatisiert Ogger. Der deutsche „Luxusangestellte“ mit Rundum-sorglos-Paket aus Tarifgehalt, Kündigungsschutz und Betriebsrente habe sich sein Schicksal selbst eingebrockt, tatkräftig unterstützt durch politische Gutmenschen und nimmersatte Gewerkschaften. Jammern oder Handeln? Die sinnvollste Möglichkeit, der Globalisierung zu begegnen, sieht Ogger in mehr Flexibilität und Anstrengung. In der Arbeitswelt der Zukunft werde „Leistung zum allumfassenden Gradmesser für Angestellte, Beamte und Selbständige“, betont er. Die Bilanz, „dass auf jedem Beschäftigungsverhältnis ein Verfallsdatum klebt“ und dass die Leistungsanforderungen immer mehr anziehen, sind die Ausgangslage. Oggers Nachruf auf den festen Arbeitsplatz malt den Ist-Zustand aus und skizziert künftige Entwicklungen. Wie der einzelne darauf reagiert, ob es ein Absturz aus durchgelegenen, aber vertraut gewordenen Betten oder ein Abflug aus dem goldenen Käfig einer vergangenen Epoche ist – bleibt eine offene Frage. Meistens jedoch sind Grabreden keine Mutmacher. — Sascha Hellmann