Ganz schön mutig, ein Buch mit dem Titel Ich AG zu überschreiben, schließlich wurde dieser Begriff 2002 nicht nur zum Unwort des Jahres gekürt, sondern durch die halbherzig umgesetzten Hartz-Reformen vollends diskreditiert. Die eigentliche Erfinderin der Ich-AG, die promovierte PR-Expertin Nicolette Strauss, unternimmt dennoch den Versuch einer Rehabilitierung. Das ist auf den zweiten Blick nicht nur pr-strategisch clever, sondern unterm Strich auch inhaltlich überzeugend. Worum geht es? Strauss nimmt die Metapher von der Ich-AG ganz wörtlich: Eine Aktiengesellschaft hat einen Vorstandsvorsitzenden und einen Aufsichtsrat, Aktionäre und Berater, eine Pressestelle und einen Finanzvorstand, einen Betriebsrat und einen Innovationsvorstand, schließlich eine Corporate Identity und Vernetzungen zu relevanten gesellschaftlichen Bereichen. Den Kästchen dieses Organigramms lassen sich verschiedene Lebensbereiche des Einzelnen zuordnen: Der eigene „Lebens-Vorstand“ macht sich Gedanken über Ziele und Strategien, der Aufsichtsrat prüft deren Umsetzung und fordert nötige Kurskorrekturen ein, der Finanzvorstand sorgt für finanzielle Solidität und legt die Basis für Unabhängigkeit, der Betriebsrat kümmert sich um das Wohlergehen etc. Gestaltet ist der Band als Arbeitsbuch mit vielen Fragenkatalogen, Übersichten und Tabellen zur Entwicklung einer individuellen Unternehmensstrategie. Zusätzliches Plus: Wiederkehrende Infokästen, die unter der Überschrift „Die Ich AG für Frauen“ typisch weibliche Strategien der Selbstsabotage beleuchten. Das ergibt ein in sich schlüssiges, überzeugendes Buch für die individuelle Lebens- und Karriereplanung. Das Bild von der AG propagiert dabei einerseits ein selbstverantwortlich gestaltetes Leben, es lenkt andererseits die Aufmerksamkeit auf die vielen Bestandteile eines erfüllten Lebens, das sich eben gerade nicht im nächsten Karriereschritt erschöpft. So verstanden, lässt es sich als Ich-AG ganz gut leben. –Dr. Petra Begemann