Bildung: Damit meint Fischer nicht das, was wir herkömmlich mit dem Begriff verbinden. Ihm geht es vielmehr darum, wie der Mensch entsteht und sich entwickelt – und wie er mit der Welt um sich herum in Verbindung tritt. Was weiß die Wissenschaft über den sich bildenden Menschen? Das fasst Fischer auf einer furiosen Reise durch die Wissenschaftsgeschichte zusammen, die ihn bei jedem Thema bis zu den neuesten Erkenntnissen in den Neurowissenschaften, der Genetik und den anderen Wissenschaften vom Menschen führt. Die Wissenschaft nähert sich dem Menschen und der Welt auf zweierlei Weise: von innen und von außen. Was das für unser Wissen und das, was wir überhaupt wahrnehmen und untersuchen, bedeutet, macht Fischer im ersten Kapitel anschaulich – und gibt damit zugleich eine ebenso spannende wie verblüffende Einführung in Anatomie, Genetik und verschiedene wissenschaftliche Prinzipien und Entwicklungen. Dieses nur scheinbar willkürliche Springen zwischen Zeiten, Themen und Perspektiven macht Fischers Stärke und den besonderen Reiz seiner Darstellung aus: Man liest gebannt, folgt dem Autor bereitwillig in jedes Gebiet (egal wie „exotisch“ oder „schwierig“ es sein mag) und bekommt dabei nicht nur Ein-, sondern vor allem auch Überblicke, wie sie die wenigsten wissenschaftlichen Autoren zu geben vermögen. Wie kommt die Welt über unsere Sinne in uns hinein? Wie entwickelt sich ein Kind? Wie bilden sich Konzepte wie Zeit und Kausalität? Wie sieht es mit unserem Denken und Bewusstsein aus? Welche Rolle spielen Erinnern und Vergessen für unsere Bildung? Und nicht zuletzt: Wie lässt sich die alte Streitfrage: „Vererbt oder erlernt?“ angemessen beantworten? (Fischer zeigt übrigens, dass es diesen angeblichen Gegensatz gar nicht gibt.) All das ist Thema dieses dicken und vor allem reichen Buches: reich an Informationen über den Menschen und die Wissenschaft vom Menschen – und vor allem reich an gedanklichen Verbindungen und Verknüpfungen, Denkanregungen und Diskussionsstoff. Ein besonderes Buch, das nicht nur inhaltlich mehr bietet als die meisten anderen, sondern das darüber hinaus in einer ebenso angemessenen wie anschaulichen Sprache geschrieben ist, die man bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen leider meist umsonst sucht. Und wer danach mehr von Fischer lesen will, sollte sich einmal sein Erfolgsbuch Die andere Bildung ansehen. — Gabi Neumayer
— Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

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