Jüdische Geschichte – deutsche Geschichte „Die deutschen Juden“ – jede andere Art von Titel wäre in diesem Zusammenhang eine Kapitulation vor dem Nationalsozialismus. Die deutschen Juden waren integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft und verstanden sich ihrer Gesinnung und Einstellung nach als Deutsche. Erst die nationalsozialistische Rassengesetzgebung von 1935 hat die deutschen Juden zu „Juden in Deutschland“ degradiert. Die jüdische Geschichte von 1914 bis 1945 stand schon vor 1933 unter dem Vorzeichen eines Rückgangs oder sogar eines Untergangs des deutschen Judentums – ein Rückgang, der sich auf quantitative Entwicklungen der Gemeinden, das Gemeindeleben und die Beteiligung an Politik und Wirtschaft erstreckte, bevor die Nationalsozialisten die gewaltsame Ausgrenzung, Degradierung und schließlich völlige Vernichtung in Gang setzten. Auch ohne Hitler, so darf man vermuten, hätte die jüdische Bevölkerung, deren Anteil bereits auf weniger als 1% der Gesamtbevölkerung gesunk en war, zunehmend an Gewicht, Bedeutung und Eigenart verloren. Paradox ist, dass das Dritte Reich sich in der jüdischen Bevölkerung eine ohnehin im Abnehmen begriffene Gruppe zum „Feind“ gesetzt und sie in den physischen Untergang im grausamsten Sinne des Wortes geführt hat. Zimmermann wendet sich mit seiner Art der Darstellung gegen die „Ghettoisierung“ der jüdischen Geschichte. Im Unterschied zur verbreiteten Haltung, diese Geschichte isoliert zu betrachten, verfolgt er die Wechselbeziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden als Segmente ein- und derselben Gesellschaft.