Der Beginn der deutschen Nationalmannschaft endete mit einem Debakel. Am 23. November 1899 kam eine Auswahl von Amateurkickern aus dem Geburtsland der Sportart England nach Berlin, um auf einem gerade neu geschaffenen Sportfeld am Kurfürstendamm gegen eine deutsche Mannschaft anzutreten. Das Ergebnis von 2:13 spiegelt wohl in etwa die Überlegenheit der Briten wider. Vielleicht sollte man sich das vor Augen führen, wenn man sich vorm Fernseher wieder einmal über das 0:1 von Rudis Mannen gegen eine Mannschaft aus der Fußballprovinz echauffiert. Dietrich Schulze-Marmeling hat schon viele Publikationen zu fußballhistorischen Themen veröffentlicht, darunter die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft 1930-2006 oder Davidstern und Lederball über das Schicksal der Juden im deutschen und europäischen Fußball. Jetzt hat er sich als Herausgeber mit Autoren wie Hubert Dahlkamp oder Hardy Grüne zusammengetan und an Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft herangewagt — und einen soliden, gut und spannend geschriebenen Überblick über 105 Jahre Nationalmannschaftsgeschichte vorgelegt: vom „Anfang im Kaiserreich“ mit der DFB-Gründung 1900 über den Weg an die Spitze der Weltdribbelkunst in den 20er-Jahren und die dubiose Rolle im Dienst des „Führers“, den schweren Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg beim „Wunder von Bern“ 1954 bis hin zum Gewinn der Fußball-WM 1990 und zur Ära Völler der Jahre zwischen 2000 und 2004. Ein „Kleines Lexikon der Nationalmannschaft“ von A wie Allofs bis Z wie Ziege rundet den schönen, voluminösen Band ab, der in keiner Fanbibliothek fehlen sollte. Dann kann man bei der nächsten Niederlage einmal nachlesen, wie alles 1899 begann. Und das beruhigt ungemein. –Stefan Kellerer
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.