Im Grunde ist es nicht zu fassen: Selbst heute noch verteidigt Norbert Blüm, wenn man ihm Gelegenheit dazu gibt, die vollkommen verfehlte, von Beginn an auf Sand gebaute Rentenpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Die nahm für sich in Anspruch, Ausdruck dessen zu sein, was man gewöhnlich als Generationenvertrag bezeichnet. Der freilich ist längst aus den Fugen geraten und von der demografischen Wirklichkeit in das Reich der Utopie verwiesen worden. Man muss es so deutlich sagen: Wer den Leuten immer noch einreden wollte, die Rente sei sicher, machte sich schuldig. Das hat jetzt wohl endgültig — von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen — jeder einigermaßen normal Begabte begriffen. Doch schuldig gemacht haben sich bereits in der Vergangenheit Generationen von Politikern, die trotz der schon seit langem absehbaren demografischen Entwicklung, die nicht nur das Rentendesaster vorhersehbar machte, an ihren abgedroschenen Phrasen festhielten, nur um die Rentner als Wähler nicht zu verprellen. Damit ist nun endgültig Schluss. Und Schluss ist ganz offensichtlich auch mit jeder Art von Rücksichtnahme. Jedenfalls nimmt Bernd Klöckner in seiner Abrechnung mit dem Mythos vom Generationenvertrag kein Blatt vor den Mund. Schon der Titel Die gierige Generation. Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren lässt ahnen, woher der Diplom-Betriebswirt den rauen Wind seiner schonungslosen Analyse wehen lässt. Klipp und klar nimmt sich der junge Mann die einzelnen Elemente unseres Sozial- und Gesellschaftssystems vor. Dankenswerterweise belässt er es nicht dabei, nur einmal mehr das Rentensystem als reformbedürftig vorzuführen. Vor allen Dingen zeigen seine Ausführungen sehr deutlich, dass andere Altersbezügeempfänger sehr viel eher als überversorgt anzusehen sind als ausgerechnet die Rentner, die in der Vergangenheit immerhin frühere Rentnergenerationen mit ihren Beiträgen versorgt haben. Was nämlich von vielen geflissentlich übersehen wird, sind die Probleme, die die Gesellschaft mit den enormen Pensionslasten hat, die ihr die Beamtenschaft im Ruhestand abverlangt. Die verschlingen mittlerweile derartige Summen aus den immer schwachbrüstigeren öffentlichen Haushalten, dass für die Besoldung aktiver Staatsdiener immer weniger Geld zur Verfügung steht. All das und vieles mehr, was an der Statik unserer Gesellschaft insgesamt nicht tragfähig ist, legt der Autor schonungslos offen. Dass er dabei bisweilen der Lust erliegt, Sachverhalte sprachlich mit Genuss bis an die Grenzen des guten Geschmacks provokant zuzuspitzen, wird man seiner relativen Jugend nachsehen. Im Kern aber zeigt er sehr deutlich, wo die Probleme tatsächlich liegen, die vielen Menschen seiner Generation — zu deren Grunderfahrungen es ohnehin von Kindesbeinen an gehört, eigentlich immer zu viel gewesen zu sein — im Alter noch sehr zu schaffen machen werden. –Andreas Vierecke