Schlagworte wie Sozialabbau, Generationenkonflikt und Gesundheitsreform werden derzeit heftig in Deutschland, aber nicht nur hier, in der Öffentlichkeit diskutiert. Dabei wird man als aufmerksamer Zuhörer das Gefühl nicht los, dass weder die politischen Parteien noch die Sozialverbände Lösungen für diese brennenden Probleme unserer Gesellschaft haben. Die Frage, ob es überhaupt sozialverträgliche Lösungen gibt, bleibt dabei meistens offen. Dieser Frage nimmt sich der Ökonomieprofessor der Yale University, Robert J. Shiller, in seinem Buch Die neue Finanzordnung an und stellt darin viel versprechende Lösungsansätze vor. Robert J. Shiller erklärt in drei Abschnitten seine Vision einer neuen Finanzordnung. Im ersten Teil werden vor allem reale und zukünftige Risiken in der Gesellschaft beleuchtet, wobei der Schwerpunkt klar auf Risikomanagement liegt. Im zweiten Teil stellt der Autor seine Ideen zur neuen Finanzordnung vor. Diese basiert auf vier Säulen. Durch innovative Versicherungen, die unter Marktbedingungen individuell abgeschlossen werden, wird ein effizientes Risikomanagement für jeden Einzelnen geboten. Neue Finanzinstrumente wie Makromärkte sollen internationale Verwerfungen in Volkswirtschaften und Schocks besser abfangen. Die in Zukunft steigende Einkommensungleichheit in der Gesellschaft soll mithilfe von dynamischen Steuertabellen, die sich von der aktuellen Lorenzkurve einer Volkswirtschaft ableiten lassen eingedämmt werden. Das Problem der Überalterung der Gesellschaft in Industriestaaten könnte mithilfe einer generationengerechten Rentenversicherung gelöst werden, in dem der Rentenbeitragssatz der Erwerbstätigen sich nach der Demografie, also Anzahl der Rentner, dynamisch berechnet. Um diese vier Konzepte zu verwirklichen ist es notwendig dass entsprechende Rahmenbedingungen und Faktoren verfügbar sind. Im dritten Teil des Buches geht Robert J. Shiller auf die Umsetzung seiner Vorschläge ein. Genau an dieser Stelle merkt man, dass die oben genannten Vorschläge aus einer idealisierten Welt stammen. So setzen individuelle Versicherungen und Makromärkte, in der im Buch beschriebenen Form, effiziente Märkte voraus, die eine vollständige Informiertheit der Allgemeinheit voraussetzt. Da der Versicherungsgegenstand wie z. B. zukünftige, lebensbedrohliche Krankheiten bestimmte persönliche Informationen eines Individuums zur Preisfindung als bekannt voraussetzt, stößt man hier unweigerlich auf Restriktionen wie den Datenschutz. Derartige Probleme löst Shiller mit einer etwas amerikanischen Sicht der Dinge, in dem persönliche Daten für Versicherungen als frei zugänglich deklariert werden und dies mit einer Nutzensteigerung für das Individuum erklärt wird. Zur Umsetzung der Vorschläge ist laut Shiller eine hoch entwickelte Computer- und Softwaretechnologie von Nöten. Diese Restriktion umgeht der Autor mit einem geradezu euphorischen Glauben in den technischen Fortschritt, der zwar im Prinzip gerechtfertigt ist, an manchen Stellen aber zu optimistisch wirkt. Fazit: Robert J. Shiller schafft es in seinem Buch, seine Ideen von neuen Finanzinstrumenten anschaulich und verständlich dem Leser nahe zu bringen. Dabei ist es ermutigend zu lesen, dass es innovative Lösungswege aus der Misere gibt und das Buch zeigt, dass durch Kreativität und den Willen zur Veränderung die meisten Probleme zu lösen sind. Wer auch der Meinung ist, dass sich die Diskussion der volkswirtschaftlichen Probleme in einer Sackgasse befindet, sollte dieses Buch unbedingt lesen. –Christian Etterer