Ursachen, Formen und Folgen der Abwanderung aus der DDR werden in der vorliegenden Studie für den gesamten Zeitraum der DDR-Geschichte von 1949-1990 erstmals systematisch untersucht. Dies geschieht nicht nur in Form einer geschichtlichen Darstellung, sondern auch in Gestalt einer soziologischen Untersuchung, die auf quantitativen und qualitativen empirischen Daten fußt, an deren Erhebung der Autor in den Jahren 1989/90 beteiligt war. Gehrmann rekonstruiert das Geschehen vor allem aus der Perspektive jener Betroffenen, die einen Ausreiseantrag durchsetzen konnten. Seine These lautet, dass das Ausreisen aus der DDR in einem erheblichen Maße als Kettenwanderung stattfand und die Ausreisewilligen sich der Restriktionen des (Grenz-)Regimes nur durch gegenseitige Unterstützung im Rahmen sozialer Netzwerke erwehren konnten.