Buchnotiz zu : Frankfurter Rundschau, 15.03.2003Mit seinem neuen Werk „Die Unvollendeten“ hat Reinhard Jirgl nach Einschätzung von Rezensentin Martina Meister einen „großartigen Roman“ vorgelegt. Der Roman erzählt die im Spätsommer 1945 mit der Flucht von drei Frauen aus dem Sudetenland einsetzende, mehrere Generationen übergreifende Geschichte einer Familie, für die die neue Heimat nie wirklich Heimat wird. Für Meister rührt Jirgls Roman wie einige anderer Bücher in jüngster Zeit an ein Tabu: Er zeige die Deutschen als Opfer des Krieges, erzähle von Heimat und vom Phantomschmerz, den ihr Fehlen hinterlasse. Doch Jirgls Roman ragt nach Ansicht Meisters heraus: „Hier“, erklärt die Rezensentin, „sind das Leben und die Geschichte verdichtet worden. Hier sind die Opfer befreit, von ihrem Selbstmitleid.“ Vor allem die sprachliche Qualität des Romans hat Meister überzeugt: Jirgl, für sie ein „Virtuose der Sprache“, benutze „Worte wie Farben“ und male damit ein „eigenwilliges, melancholisches Bild“ Deutschlands. Entstanden ist ein „Vexierbild aus Worten geschaffen, ein zauberhaftes Sprachkunstwerk, das ständig verändert, was es zeigt“. © Perlentaucher Medien GmbH– Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.