Die Zeit der »angepassten Außenseiter« (Mathias Kepplinger) und der »Missionare« (Renate Köcher) ist endgültig vorbei. Die Redaktionen werden heute auch nicht von »Souffleuren« (Weischenberg et al.) dominiert oder von »Alpha-Journalisten« (Weichert und Zabel), sondern von Informationsprofis, die ihr Handwerk beherrschen und die Bedürfnisse des Publikums zum zentralen Maßstab ihrer Arbeit gemacht haben. Für dieses Buch haben mehr als 500 Journalisten über ihre Karriere gesprochen, über ihre Arbeit und die Atmosphäre im Kollegenkreis sowie über das, was sie im Beruf erreichen wollen. Auf Basis der Soziologie von Pierre Bourdieu entwickeln Michael Meyen und Claudia Riesmeyer eine Theorie des »journalistischen Feldes« und beobachten dieses Feld anschließend »durch die Augen« der Beteiligten. Die Tiefeninterviews erlauben intensive Einblicke in Alltag und Habitus von Journalisten von der Berliner »Meute« über Opernkritiker, »Spiegel-« und Fußballreporter bis hin zu Jugendradioredakteuren, die den halben Tag mit Marketing verbringen und sich selbst gar nicht als Journalisten sehen. Das Material zeigt außerdem, dass Exklusivnachrichten vor allem dort produziert werden können, wo ausreichend ökonomisches und journalistisches Kapital vorhanden ist. Am Machtpol des »journalistischen Feldes«, bei den Nachrichtenmagazinen, den überregionalen Tageszeitungen und in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, glaubt man sich der ökonomischen Logik und dem Einfluss, der vom Publikum und von den Werbekunden ausgeht, eher entziehen zu können.