Eine Anthologie mit Erzählungen und Gedichten zum Thema Meer u. a. von Puschkin, Lermontov, Tschechow, Solschenizyn, Brodsky, Makine und Ikkonnikow.Bewegtes Wasser, sei es nun Ozean, Meer oder Fluss, gilt als der Ursprung allen Lebens, als Bild für Lebendiges schlechthin. Dennoch kann Wasser in seiner Wirkung jäh umschlagen und zur Urgewalt der Vernichtung werden, angesichts derer die Menschen klein und hilflos dem Element ausgeliefert sind. Zwischen diesen beiden extremen Polen, der Kraft des Lebens und der Kraft der Zerstörung, erlebt der Mensch die Naturgewalt Wasser und versucht, ihr Geheimnis zu ergründen. Da Russland aufgrund seiner geographischen Lage in gigantischen Ausmaßen von der Erde bestimmt ist, auch wenn es von riesigen Flüssen wie von Wasseradern durchzogen wird, hat das Meer eine existentiell wichtige Bedeutung. So manche altrussische Legende erzählt vom Wasser, das rettend eine Stadt vor dem Ansturm der Feinde bewahrte, oder Meer und Fluss werden zu hochdramatischen Wendepunkten verknüpft, die über Leben und Tod entscheiden. Das Meer gilt für russische Erzähler als Bild der untergründigen, rätselhaften Strömungen der menschlichen Seele, aber auch da vom Menschen und erst recht von der alles beherrschenden Staatsmacht unbezähmbar als wichtiges Symbol der Freiheit und Hoffnung oder in seiner Umkehrung als gefrorenes Wasser, als Bild der Unfreiheit und Stagnation.