Am Erben und Vererben lässt sich seit Menschengedenken die Frage nach der Kontinuität verschiedener sozialer Einheiten festmachen. Dem Tod von Personen, der Beendigung von Beziehungen, dem Verschwinden von Gemeinschaften oder ganzen Gesellschaften steht die Geburt von Nachkommen, die Fortsetzung der Generationenfolge und die Bildung von neuen Gemeinschaften gegenüber. Damit einher gehen aber auch Veränderungen, zum Beispiel in Bezug auf Handlungsorientierungen, Identitäten, Werte, Normen oder Institutionen. In Prozessen des Erbens und Vererbens kommt somit zum Ausdruck, welche Lösungen jeweils zur Überbrückung dieser Spannungsverhältnisse gefunden (oder nicht gefunden) werden. In diesem Band werden die erwähnten Spannungen aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen thematisiert. Politisch-historische, juristische und ökonomische Beiträge fokussieren Aspekte sozialer Regulation und Integration auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene. Soziologische Aufsätze gehe n dem Phänomen „Erbschaft“ im Kontext familialer Generationenbeziehungen nach. Arbeiten aus der Psychologie und Volkskunde handeln von der Motivation der Erblasser und von der Aneignung materieller Kultur durch einzelne Erben.