„Geschichte“, schreibt Irma Hildebrandt in ihrem Vorwort zu dieser Porträtgalerie, „wird von Männern geschrieben“. Dies zeige jedes Geschichtsbuch und jedes Lexikon. „Frauen kommen als Randfiguren oder im Umfeld berühmter Männer vor, obwohl sie zu allen Zeiten eigene Leistungen aufzuweisen hatten.“ Und eben dies will uns Hildebrandt mit dieser Sammlung von Lebensskizzen berühmter Frauen ins Gedächtnis rufen. Mag sein: Irgendwie ist man der geschlechtsspezifischen Weltbetrachtung überdrüssig. Manche Menschen leisten Großes. Manche leisten nichts. Frauen wie Männer. Das alles wissen wir. Und die meisten in diesem Band vorgestellten Frauen könnten sich (wenn sie noch lebten) nicht darüber beklagen, dass man sie rezeptionsgeschichtlich unter ihrem Wert behandelt habe, nur weil sie Frauen waren. Unübersehbar ist freilich etwas anderes: Dass nämlich Frauen in der Geschichte der Künste und der Wissenschaften, der Politik und der Wirtschaft ihre Potenziale viel zu oft nicht haben entfalten können, weil sie eben Frauen waren. Und das gilt leider bis in unsere Tage. Aber das ist ein anderes Thema! Doch wie dem auch sei: Sammlungen biografischer Porträts haben ihren ganz besonderen Reiz. So auch diese! In acht thematisch sortierten Gruppen bringt uns die Autorin große Frauenpersönlichkeiten in Erinnerung: Musikerinnen wie Fanny Mendelssohn oder Clara Schumann, Malerinnen wie Marianne von Werefkin und Gabriele Münter, Wissenschaftlerinnen wie Anna Freud, Politikerinnen, Theaterfrauen, Schriftstellerinnen, Mütter (nämlich die von Johann Wolfgang von Goethe und die der Bankdynastie Rothschild), Frauen des Widerstands: Bertha von Suttner etwa, Adelheid Popp, Käthe Kollwitz, Grete Weil oder Sophie Scholl. Gelungene, lesenswerte Miniaturen allesamt. Biografische Versuche über große Frauen, die allen Widrigkeiten zum Trotz oder Dank dieser Widrigkeiten Großes geleistet haben. –Andreas Vierecke