Jeder, der in einem großen Unternehmen arbeitet, kennt das Phänomen: Manche Abteilungen können einfach nicht miteinander. An einem Strang ziehen sie schon lange nicht mehr, lieber bekriegen sie sich. Beispiel: Marketing und Entwicklungsabteilung. Die gegenseitigen Vorurteile sind tief verwurzelt, immer wieder brechen Interessenskonflikte auf. Für Peter Schütz ist klar: Schnittstellenprobleme als Folge der Arbeitsteilung, Revierverhalten und Machtspielchen machen der Effizienz in den Unternehmen den Garaus. Kenntnisreich untersucht Schütz die wichtigsten Brüche im Knochenbau der Unternehmen, schildert Eigenbild und Fremdbild der einzelnen Abteilungen. Man merkt ihm die Praxiserfahrung an, er kennt und durchschaut das komplexe Innenleben von Unternehmen hervorragend. Die vielen gut ausgewählten Fallbeispiele stammen aus der branchenübergreifender Studie des Autors zum Thema „Bruchstellen im Unternehmen“, die er unter Führungskräften durchgeführt hat. Aber wie überwindet man denn nun Abteilungsdenken und Bereichsegoismen? Indem man, so Schütz, die Ursachen anpackt: Fast immer sind Distanz und mangelnde Transparenz die Wurzel des Problems. Seine Tipps: Wechsel der Perspektive. Interdisziplinäre Querdenker-Teams. Networking innerhalb des ganzes Unternehmens, um Brücken zu bauen. Begreifen, wie sehr die einzelnen Bereiche von einander abhängig sind. Zuhören, wenn es um die Probleme des Nachbarbereichs geht, statt sie zu ignorieren, das schafft sogar oft einen unerwarteten Mehrwert. Wichtig ist auch, von Anfang an die richtigen Leute einstellen: Menschen, die übergreifend denken, kommunikations- und teamfähig sind. Doch der Kern seines Konzepts, wie man es besser machen kann, ist ein von Schütz entwickelter „Bruchstellenfilter“, den man in vielen Situation anwenden sollte. Dieser Filter (der im Buch leider nicht optimal erklärt ist) erinnert immer wieder an gemeinsame Ziele. Wie man testet, ob es nach all diesen Maßnahmen besser geworden ist? Eine Nagelprobe ist, so Schütz, das Thema Innovationen: „Die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen ruft alle Bruchstellenbereiche auf den Plan.“ Und der Einsatz ist hoch, da sich echte Innovationen auf alle Bereiche des Unternehmens auswirken. Das heißt: beste Zeiten für die Platzhirsche, Verhinderer und Opportunisten, aber auch Evolutionäre und Revolutionäre im Unternehmen. –Sylvia Englert