In einem langen Brief an ihre längst verstorbene Ururgroßmutter Minchen versucht sich die Studentin Eva Klarheit über ihre Herkunft zu verschaffen. Denn mit der traurigen Geschichte Minchens, die als unerfahrene Dienstmagd zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Berlin kommt, mit sechzehn Jahren ein uneheliches Kind bekommt und es in ein Heim steckt, beginnt alles. Je mehr sich Eva mit dem Leben Minchens und deren abgeschobenen Sohn Arthur beschäftigt, desto mehr wird ihr klar, wie stark ihre Familie von den historischen Ereignissen geprägt wurde. Als in Berlin die Mauer fällt erzählt ihr Vater, daß er während seiner Kindheit in der ehemaligen DDR gelebt hat, dort wegen seines Fluchtversuchs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und erst Jahre später in die Bundesrepublik ausreisen durfte. Er hat damals mit Evas Großvater für immer radikal gebrochen, denn er wollte mit ihm, einem mehrfach ausgezeichneten Dichter der DDR, nichts mehr zu tun haben. Nachdem die Mauer weg ist, kommt unverhofft ein Brief ihres nie gekannten Großvaters. Er, ein Sohn Arthurs, möchte Evas Familie besuchen. Ihr Vater ist alles andere als erfreut. Klaus Kordon, dessen mehrfach ausgezeichnete Romane immer einen fundierten historischen Hintergrund haben, spannt seinen Bogen über die letzten hundert Jahre deutscher Geschichte. Junge Leser, die meinen, der trockene Geschichtsstoff in der Schule ginge sie nichts an und hätte mit ihrem eigenen Leben keine Berührungspunkte, werden hier auf sehr angenehme Weise vom Gegenteil überzeugt. –Manuela Haselberger
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.