Auch wenn Claus Fussek und Gottlob Schober immer wieder darauf hinweisen, dass es auch „gute Heime“ gibt: Wer ihr erschütterndes Buch gelesen hat, der wird sich kaum mit dem Gedanken anfreunden können, irgendwann vielleicht einmal selbst in einem jener Pflegeheime zu landen, die von der Pflegemafia kontrolliert werden: jener Pflegemafia, die die Autoren in einem Kartell aus Pflegeverbänden, Heimbetreibern und Pharmaindustrie ausgemacht haben. Und es nähme nicht Wunder, wenn der eine oder andere nach der Lektüre lieber Vorsorge für ein beizeiten selbstbestimmtes Ableben träfe, statt Gefahr zu laufen, irgendwann doch so zu enden wie die hilflosen Opfer, von denen hier berichtet wird! An die Nachricht, dass in Pflegeheimen aus Geldmangel oft keine optimale Pflege möglich ist, hat man sich ja bereits gewöhnt. Doch die Missstände sind offenbar sehr viel gravierender. Und: Sie werden nicht nur hingenommen, sondern teilweise wird das Leid der Menschen ganz bewusst herbeigeführt: „Hilf- und wehrlose Menschen werden häufig so behandelt, dass sie zwangsläufig in eine höhere Pflegestufe eingruppiert werden müssen. Dahinvegetierende Pflegebedürftige bringen nach der Logik der Pflegeversicherung mehr Geld als Menschen, deren noch bestehende Fähigkeiten gefördert werden.“ Die Vorwürfe, die die Autoren erheben, sind in der Tat sehr schwerwiegend. Und sie wissen, wovon sie schreiben: Claus Fussek ist Mitbegründer eines ambulanten Pflegedienstes und seit über zwei Jahrzehnten ein intimer Kenner des Szene. Gottlob Schober hat in den vergangenen Jahren bereits für zahlreiche Fernsehmagazine zum Thema recherchiert. Man wird ihrer Klage also Gehör schenken müssen! — Hasso Greb, Literaturanzeiger.de