Paris, toujours upj. Nicht allzu selten haben Dichter und Denker schon das Lob der Stadt Paris gesungen. Es gibt – neben Merciers unüberbietbarem «Tableau de Paris» – ein Paris von Rilke, eines von Heine, eines von Kafka, eines von Jünger, eines von Handke, Nizan, Peter Weiss . . . Sogar Humphrey Bogart sagt zu Ingrid Bergmann, auf dem Rollfeld zu Casablanca, als die Liebe schon davongeflogen ist: «Uns bleibt immer noch Paris.» Paris: Da ist viel Mythos, viel Beschwörung, da sind viele, allzu viele Blicke, die nur zurückführen. Karl Heinz Götze, historisch beschlagener und doch in der Gegenwart stehender Germanist – er lehrt deutsche Literatur in Aix-en-Provence – nimmt seinen Leser mit auf neun Erkundungsgänge in Stadtteile, die sich heute nicht mehr so zeigen wie zu jenen Zeiten, als Friedrich Sieburg noch «Gott in Frankreich» vermeldete. Das war nämlich 1927. In der Zwischenzeit hat sich Paris verändert; neue Stadtteile, andere Bevölkerungsschichten, veränderte kulturelle Vorlieben. So führt etwa der sechste Spaziergang ins XII. Arrondissement, nach Bercy, in den «neuen», grünen Osten; jenseits von Marais und Bastille. Ein paar hundert Meter östlich der Bastille, hinter der Gare de Lyon, hört nämlich auf, was Besucher Paris nennen. Beim Wort «Bercy» denken die Pariser zuallererst an Steuern und Tennisturniere, unter Mitterrand entstand dort das neue Finanzministerium. Und so geht es weiter, informiert und doch wohltuend literarisch. – Wer wieder einmal nach Paris reist, vorzugsweise im Zug, wird jenen Händen danken, die ihm Götzes Buch mit unter die Reiselektüre mengten.
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