Das kafenion ist ihr zweites Zuhause, die Taverne ersetzt den Wellness-Urlaub und vier Quadratmeter eines Kiosks bedeuten für sie die ganze Welt – für Griechinnen und Griechen ist nichts so wichtig wie das Essen, Tanzen und Leben in Gesellschaft. Diese »Gruppenindividualisten« sind stolz auf sich und auf ihr Land. Sie schöpfen ihre Gewissheit, ein besonderes Volk zu sein, aus dem Glauben, direkte Nachkommen der antiken Philosophen und Denker zu sein. Versiert und vielschichtig entfaltet der in Griechenland lebende Autor Richard Fraunberger in seinen Reportagen das Bild eines Landes voller Gegensätze: Während manche Dörfer langsam sterben, leben viele Menschen in der Stadt und träumen von ihrem Geburtsdorf. Tief verwurzelt ist der christlich-orthodoxe Glaube ebenso wie die Skepsis gegenüber dem Staat. Neben großer Gastfreundschaft herrscht sträflicher Rassismus, beschämende Großzügigkeit neben absoluter Gleichgültigkeit. Fraunberger erzählt von den letzten Halbnomaden und ihrem harten Leben, vom beliebtesten Griechen, Karagiozi, Held des gleichnamigen Schattentheaters, und zeigt anhand der Geschichte dreier Frauen das Griechenland von damals und heute.