Der österreichisch-schweizerische Bankier und Nationalökonom Felix Somary (1881-1956) galt zu Lebzeiten als Orakel, da er politische wie wirtschaftliche Krisen – darunter Hitlers Machtergreifung – präzise voraussagen konnte. Zeitgenossen verglichen ihn mit Alexis des Tocqueville und Benjamin Constant. Mit Max Weber, Joseph Schumpeter, Otto Bauer, Sir Ernest Cassel und vielen anderen Großen seiner Zeit war er befreundet. Dazu kam eine beeindruckende Universitätskarriere (u. a. Assistent bei Carl Menger in Wien) mit zahlreichen wegweisenden Veröffentlichungen. So ist seine 1915 erschienene „Bankpolitik“ in viele Sprachen übersetzt worden. Von seinem 1952 erstmals erschienenen Essay über die „Krise und Zukunft der Demokratie“ sagte der Visionär, es sei sein politisches Testament. Wilhelm Röpke, einer der Väter der sozialen Marktwirtschaft, bewunderte das Buch in seinem eigens dafür verfaßten Nachwort als „Betrachtungen eines ungewöhnlich welterfahrenen, lebensklugen und belesenen Mannes, der den unbestechlichen Blick des Bankiers … mit dem umfassenden Geiste eines ökonomisch und historisch gebildeten Philosophen verbindet“. Die langjährige ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff meinte nach der Lektüre von „Krise und Zukunft der Demokratie“: „Hier spricht ein Beobachter, der, aller Illusionen bar, den Ideologien auf den Grund ihrer säkularisierten Seelenlosigkeit geschaut hat und der sich dennoch den Sinn für menschliche Beziehungen und für so einfache Dinge, wie Freude machen und Freude haben, bewahrt hatte.“