Die Geschichte neuzeitlicher Subjektivität, mit allen ihren Potenzen und Gefährdungen, findet sich in Literatur und Kunst in einer zentralen Metapher gleichsam kristallisiert: der Metapher des Spiegels. Der Spiegel verbildlicht nicht nur die Momente der Selbstanschauung, der Selbstvergewisserung und Selbstkontrolle, aus denen sich das moderne Subjekt überhaupt erst hervorbringt, sondern auch die unabwendbar damit einhergehende Verfälschung und Eintrübung, ja sogar die Möglichkeit des Zersplitterns in unzählige, einander aufhebende Perspektiven. Wie genau sich die Genese des abendländischen Subjekts aus der Geschichte dieser „Sprengmetapher“ herausbuchstabieren läßt, zeigt Konersmann eindrucksvoll in seiner ‚Kleinen Geschichte der Spiegelmetapher‘. Ergänzende hermeneutische Untersuchungen zu Kleist und Goethe veranschaulichen, wie das Subjekt allmählich auch des eigenen fiktionalen Charakters innewird: Der Raum (hinter )dem Spiegel ist unendlich fern. Die vorliegende Studie ist eine überarbeitete und stark erweiterte Fassung der 1988 veröffentlichten Schrift (Spiegel und Bild. Zur Metaphorik neuzeitlicher Subjektivität.)