Im Zuge der Liberalisierung hat der europäische Luftverkehrsmarkt bedeutende Veränderungen erfahren. So sind in den letzten Jahren ständig neue Fluggesellschaften auf den Markt getreten. Große Aufmerksamkeit ziehen dabei vor allem die so genannten Low-Cost-Carrier auf sich, die mit völlig neuen Konzepten und niedrigen Flugpreisen um Kunden werben und deren Segment sich eines jährlichen Passagierzuwachses erfreut. Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist aufgrund der günstigen oder gar kostenlosen Landegebühr das Anfliegen von dezentralen oder regionalen Flughäfen. Deutschland bietet Low-Cost-Carriern alternative Flughafenstandorte, unter ihnen ehemalige Militärflughäfen, die sich größtenteils im ländlichen Raum befinden und die für die jeweilige Region einen hohen ökonomischen Stellenwert besaßen. Der Flughafen Frankfurt Hahn im Hunsrück ist ein Beispiel eines solchen Konversionsflughafens. Er wurde infolge des Truppenabbaus des US-Militärs Anfang der 1990er Jahre zum größten Konversionsprojekt des Landes Rheinland-Pfalz. Die Bewältigung der wirtschaftlichen und strukturellen Folgen der Konversion war eine wichtige Aufgabe der Kommunen und des Landes. Mit der Einbindung der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair im April 1999 ist der Flughafen Hahn dank des hohen Passagierzuwachses in wenigen Jahren zu einem zugkräftigen Motor für Wirtschaft, Tourismus und Infrastruktur der Region geworden. Das enorme Passagierwachstum verdankt er vor allem der Tatsache, dass er von Ryanair als Basis gewählt wurde und deren Streckennetz ab Hahn seitdem immer weiter ausgebaut wurde. Bis Ende Oktober 2006 umfasste allein das Streckennetz von Ryanair ab Hahn schon 42 Flugziele und bereits bis 2012 werden über zehn Millionen Passagiere erwartet. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zum einen, einen Einblick in den veränderten Luftverkehrsmarkt durch die Etablierung von Low-Cost-Carriern aufzuzeigen und zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen zu benennen. Zum anderen soll die Vielfalt der ökonomischen und infrastrukturellen Auswirkungen der Einbindung von Low-Cost-Airlines am Flughafen Hahn analysiert und deren zukünftige Entwicklungen und Perspektiven dargestellt werden. Der Fokus jedoch liegt dabei nicht nur auf dem Standort Frankfurt-Hahn, sondern bezieht sich ebenfalls auf das Umland der ehemaligen US-Air-Base. Es wird untersucht, wie sich die hervorgegangenen Standortvorteile durch einen zivilen Verkehrsflughafen mit steigenden Passagierzahlen und einem ständig erweiterten internationalen Streckennetz, einschließlich des Cargo-Bereichs, auf Dienstleistungsträger und Unternehmen auswirken. Hierbei wird geprüft, ob die Vielzahl an entstandenen Arbeitgebern die regionale Bevölkerung beschäftigt oder die geschaffenen Arbeitsplätze ortsfremde Arbeitnehmer dazu bewegt, in das Flughafenumland zu ziehen. Aus diesen Ergebnissen wird dann auf die Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung geschlossen. Ferner wird gezeigt, welche Effekte auf den Tourismussektor der Flughafenregion ausgehen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den an den Flughafen angrenzenden Landkreisen. Darüber hinaus wird ein soziodemographisches Profil der vom Flughafen Frankfurt-Hahn aus fliegenden Low-Cost-Fluggäste erstellt sowie deren Reisegewohnheiten und -merkmale und Ausgabegewohnheiten und -merkmale analysiert. Schließlich werden Entwicklungspotenziale identifiziert, die sich nicht nur auf den Flughafen selbst, sondern auch auf seine Region beziehen.