Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag) Lügen in Zeiten des KriegesOT Wartime LiesOA 1991 DE 1994 Form Roman Epoche ModerneLügen in Zeiten des Krieges von Louis Begley gehört zu den wichtigsten Holocaust-Romanen des 20. Jahrhunderts. Insbesondere die Schilderung des Warschauer Aufstands aus der Sicht eines Kindes macht das Buch zu einem Dokument, dessen Lektüre unter die Haut geht.Entstehung: Begley war 57, als er 1991 seinen ersten Roman veröffentlichte. Um Lügen in Zeiten des Krieges zu schreiben, ließ er sich vier Monate von seiner New Yorker Rechtsanwaltskanzlei beurlauben. Der Roman trägt stark autobiografische Züge. Inhalt: Lügen in Zeiten des Krieges schildert die Kindheit des polnischen Jungen Maciek wäh-rend des Zweiten Weltkriegs. Maciek stammt aus einer gut situierten jüdischen Arztfamilie. Seine Mutter starb im Kindbett; einen Mutterersatz fand der Junge in seiner Tante Tanja. Aus der Perspektive von Maciek wird beschrieben, wie es dem Jungen und seiner einfallsreichen, mit allen Wassern der Verstellungskunst gewaschenen Tante gelingt, ihr Leben zu retten. Als Mutter und Sohn katholischen Glaubens getarnt, schlagen sie sich von Versteck zu Versteck durch. Die Lüge wird für die beiden zur wesentlichen Existenzgrundlage. Tanja denkt sich stets aufs Neue eine möglichst überzeugende Geschichte aus und studiert mit dem kleinen Maciek die Version ein, die er im Fall einer Befragung wiedergeben soll. Parallel zu dem Lügengebäude, mit dem Tante und Neffe den Holocaust überleben, bemüht sich Tanja um die Erziehung und Bildung des ihr anvertrauten Kindes. Dazu gehört Unterricht im Luftschutzkeller ebenso wie die – parallel zu den offiziellen Vorbereitungsstunden auf die Erstkommunion erfolgende – heimliche Einführung in den jüdischen Glauben.Aufbau: Dem Romangeschehen hat Begley eine kurze Rahmenhandlung vorangestellt, die auf vier Seiten einen 50-jährigen Mann beschreibt, der sich aus dem Kind Maciek entwickelt haben könnte. In Interviews danach befragt, beteuerte Begley immer wieder, dass sich hinter dieser Person nicht er selbst verberge. Die Binnenhandlung ist in sieben Kapitel gegliedert. Im achten Kapitel wechselt Begley – für den Leser überraschend – die Perspektive: Ein allwissender Erzähler berichtet, wie es dem heranwachsenden Maciek in den Nachkriegsjahren ergangen ist. Seinen jüdischen Namen konnte er auch nach Kriegsende nicht wieder annehmen, denn im befreiten Polen wurde bereits kurz nach dem Krieg das nächste Pogrom ausgerufen. Und auch in dieser Zeit trugen Lügen dazu bei, das Überleben zu sichern.Wirkung: Begleys Erstling Lügen in Zeiten des Krieges wurde unmittelbar nach Erscheinen zu einem Bestseller. Die Kritik lobte neben der eindrucksvollen Schilderung einer verlorenen Kindheit vor allem die Sprache, die trotz der grausamen Umgebung, in der die Handlung spielt, mal schlicht und dann wieder fantasievoll, fast lyrisch ist. Das Buch wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. M. E.
— Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

Taschenbuch
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