Rune möchte zum Film, hat es bisher allerdings erst zur Angestellten eines heruntergekommenen Videoverleihs gebracht. Als einer der Kunden des Ladens in seiner Wohnung ermordet wird, gerät auch die Heldin in Jeffery Deavers temporeichem Thriller Manhattan Beat in tödliche Gefahr. Rune heißt nicht Rune, sondern Nancy Drew, aber der geheimnisvolle Name und die zweite Identität haben es der jungen Frau angetan. Auch sonst hat die toughe Dame mehr mit ihrer üppigen Fantasie als mit der harten Realität am Hut und träumt von einer Karriere beim Film. (Fast) logisch, dass sie auf dem Weg zum Filmbusiness zunächst einmal in einem schäbigen Videoverleih landet, geplagt von einem ekligen Chef und ignoranten Kollegen. Aber sie lernt interessante Menschen kennen. Den sympathischen Rentner Robert Kelly beispielsweise, der ständig denselben alten Polizeifilm ausleiht. Als sie Kelly besuchen will, um einen Film abzuholen und ihm endlich eine Raubkopie seines Lieblingsfilms „Manhattan Beat“ zu schenken, findet sie den alten Mann ermordet in seiner Wohnung. Nachdem sie sich den bevorzugten Film Kellys immer wieder angeschaut hat, glaubt sie den Grund für seinen gewaltsamen Tod gefunden zu haben. Doch dann kommt eine Augenzeugin des Verbrechens zu Tode und auch Rune sieht sich massiv bedroht. Jeffery Deavers literarisches Credo lautet: Nimm starke Helden, die unter extremem Druck stehen, krankhafte oder abgedrehte Bad Guys, beschränke dich auf eine möglichst kurze Zeitspanne für den Handlungsverlauf und halte den Leser mit einer Menge überraschender Wendungen auf Trab. Diese Mischung bringt in Verbindung mit außergewöhnlichem schriftstellerischen Können temporeiche und höchst lesenswerte Krimis hervor. Auch Manhattan Beat wartet mit den bewährten Zutaten auf. Die erste Story mit der kleinen begeisternden Rune sollte sich der Leser ebensowenig entgehen lassen wie die Krimis um das originelle Ermittlerpärchen Lincoln Rhyme und Amelia Sachs, die vor allem mit Der Knochenjäger Deavers Ruhm begründet haben. –Ulrich Deurer