Der Schlachtruf dröhnt gebetsmühlenartig über jede Ladentheke: Billig, billig, billig. Geil auf Geiz stürmen die Schnäppchenjäger die Discounter, vergleichen Preise, schlagen zu, reiben sich die Hände. Billig ist zum Motor der Wirtschaft geworden. Kommt zu uns, schreien die Discounter, wir verlangen nichts als den fairen Preis. Wer mehr bezahlt, ist selber schuld. Wen schert es schon, wie dieser Preis zustande kommt? Wen juckt es, dass Eier, Kakao und T-Shirts unter dramatischen Bedingungen produziert werden? Doch es geht nicht um schlicht gestrickte Globalisierungskritik. Hier geht es uns an den Kragen, den Verbrauchern. Denn wir setzen diese Spirale in Gang. Damit muss Schluss sein. Wir müssen umdenken und wieder den Wert von Produkten entdecken lernen. Sonst treiben wir uns am Ende selbst in den Ruin. Horst Prießnitz, Geschäftsführer des Markenverbands in Wiesbaden, hat Kollegen gebeten, welche Auswirkungen die Billig- und Discount-Ökonomie auf renommierte Handelsmarken hat. Sein Fazit: „Gerät eine Marke in den Sog einer Abwärts-Preisspirale, verlieren ihr Wertpotenzial und ihr Persönlichkeitswert an Bedeutung … Der Markenwert gerät in Gefahr.“ Und weil der Preiskampf im Handel immer rigoroser wird, geraten Marken und ihre Werteumgebungen zunehmend in Schieflage. Denn im „Age of Cheap“ kümmert sich der Kunde nur noch um den Preis. Die Folgen werden immer deutlicher und spürbarer. Marken, Handel und Kunden ziehen sich gegenseitig in die Tiefe. Denn eines ist klar: Wer billig produziert, braucht billige Arbeitskräfte. Wer wenig verdient, kann nicht viel ausgeben. Wer wenig ausgibt, kauft überwiegend billig. Womit sich der Kreislauf schließt: Wer billig produziert, braucht billige Arbeitskräfte. Doch wo liegen die Auswege? Prießnitz und seine Co-Autoren bieten neben wichtigen Diagnosen auch Lösungen und Wege aus dem Dilemma. Zum Beispiel die Steigerung des Einkaufserlebnisses am Point of Sale oder die Optimierung der Dienstleistungen rund um das Produkt. Egal wie, das Ziel muss lauten: Qualität auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Vielleicht auch in Kooperation zwischen Markenherstellern und Händlern, Stichwort: Strategic Brand-Cooperation. Ein interessantes Buch, wie Marken jenseits der Discount-Ökonomie bestehen können. Ziel, so Prießnitz, muss für alle der alte Persil-Claim sein: „Da weiß man, was man hat.“ –Bettina Heimich