Je tiefer die Krise, umso höher die Zahl der Publikationen, die den Weg aus dem Tal der Tränen zeigen wollen. Einigkeit herrscht allein in der Überzeugung, dass Deutschland grundlegende Reformen braucht. Über das Wie gibt es unterschiedliche Auffassungen. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, hat mit seinem Kollegen Klaus Günter Deutsch Fragen, Meinungen und Thesen gebündelt und weitere Experten um Antworten auf die Frage gebeten, wie der Tanker namens Deutschland wieder flott zu bekommen ist.Doch die vielen klugen Überlegungen sind schwer oder kaum durchzusetzen. Sie scheitern an den Interessengegensätzen. Die den Gewerkschaften nahe stehenden Ökonomen leugnen, dass hohe Löhne und starre Arbeitsmärkte entscheidend für unsere Schwäche seien. Der Präsident des renommierten Ifo-Instituts, Prof. Sinn, setzt dagegen auf die Eingrenzung gewerkschaftlicher Macht, fordert einschneidende Reformen der Sozialhilfe, des Steuer- und Rentensystems und plädiert für reduzierte Transferleistungen bei Zuwanderern.Übereinstimmung gibt es bei den Autoren, dass die von Kanzler Schröder initiierte Agenda 2010 ein Hoffnungsschimmer ist, die Reformen jedoch nicht weit genug gehen und dennoch auf erheblichen Widerstand bei den Bürgern und damit bei den Wählern stoßen. Einigkeit herrscht unter den Fachleuten, dass erfolgreiche Reformen z.B. aus den USA oder Skandinavien auf unser Land kaum zu übertragen sind. Ein entscheidender Grund: Über die Reformansätze gab es in diesen Ländern einen breiten Konsens unter den Beteiligten. Der fehlt in Deutschland. Und damit besteht wenig Hoffnung, dass der Tanker bald wieder flott wird. — Mathias Voigt