Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Merian-Chefredakteurs Andreas Hallaschka bestand darin, den für November geplanten New-York-Band auf September vorzuziehen. Neben dem Effekt, früher als die ebenfalls für Herbst 2002 angekündigten New-York-Magazine der Konkurrenz zu erscheinen, dürfte es dabei hauptsächlich um eines gegangen sein: die zeitliche Nähe zum ersten Jahrestag der Katastrophe vom 11. September. Und die im Editorial selbst gestellte Frage, ob man denn eine New-York-Ausgabe produzieren dürfe, wo tausendfacher Tod über die Stadt gekommen ist, beantwortet Hallaschka wie folgt: „Man darf nicht, man muss.“ Zum einen könne es kein besseres Zeichen der Solidarität geben, als gerade jetzt einen City-Trip an den Hudson River zu unternehmen. Und zum anderen locken reichlich interessante Attraktionen: Neben „neu“ erschlossenen Stadtvierteln wie Chelsea oder Williamsburg, einer aufregenden Gegenwartskunst-Szene und spannenden Hoteleröffnungen werden vor allem die positive Energie der Bewohner und die damit verbundenen Umgestaltungen begeistern. Genau aus diesen Gründen lohnt sich auch der Erwerb der Lektüre, selbst wenn die 1998er-Version bereits im Regal steht. Einen großen Unterschied zum Vorgänger machen selbstverständlich die Beiträge über die Auswirkungen des brutalen Anschlages auf die Türme des World-Trade-Centers. Auch wenn kein einziges Bild von Ground Zero zu entdecken ist, begegnet der Leser immer wieder den städtebaulichen und menschlichen Wunden — etwa durch ansprechende Interviews mit dem scharfzüngigen Autor Tom Wolfe und der Performance-Künstlerin Laurie Anderson oder durch architektonische Planspiele mit spacigen Zukunftsmodellen im Financial District. Das 170 Seiten starke Heft, für das namhafte Autoren und Fotografen zur Feder respektive zum Fotoapparat griffen, bemüht sich, nicht nur das eine Thema zu behandeln, sondern vielseitige Aspekte des Big Apple aufzuzeigen. Was auch gelingt. So richtet sich der Blick wahlweise auf Edel-Boutiquen oder auf das höchste Wohnhaus der Welt und von dort hinunter auf eine mannigfaltige internationale Küche. Zum Schluss soll noch eine Hallaschka’sche Umstrukturierung erwähnt werden: Der separate Service-Teil ist gehörig aufgestockt worden und enthält neben zahlreichen Adressen auch Kurztexte zu den Themen Shopping, Museen und Sommerfrische. Alles in allem ein Muss — sowohl für Merian- als auch für New-York-Liebhaber. –Christian Haas