Die Neurowissenschaft ist eine der Zukunftsdisziplinen der Biologie und nimmt daher an den meisten deutschen Universitäten einen exponierten Platz im Biologiestudium ein. Unter den Lehrbüchern dieser Disziplin hat sich der „Dudel-Menzel-Schmidt“ seit der Erstausgabe 1996 als Standardwerk etablieren können. Die Herausgeber haben für dieses Geimeinschaftswerk viele wichtige deutsche Neurowissenschaftler zwecks Darstellung ihrer jeweiligen Fachgebiete gewonnen. Herausragendes Merkmal des Buches ist die durchgängig vergleichende Betrachtung. Alle neurobiologisch relevanten Funktionen werden nicht nur bei Wirbeltieren, sondern auch an Modellsystemen aus dem Invertebratenbereich erläutert. Daneben werden auch einige der interessantesten Leistungen des Tierreichs angesprochen, die in den meist biomedizinisch ausgerichteten amerikanischen Lehrbüchern kaum zu finden sind, beispielsweise der elektrische Sinn und die Orientierung in Magnetfeldern. Die molekulare Ebene wird dagegen relativ kurz abgehandelt, und auch klinische Aspekte fehlen mitunter. Die einzelnen Artikel sind didaktisch gut aufbereitet, geben einen umfassenden Überblick über Grundlagen und aktuelle Befunde und – für den darüber hinaus interessierten Leser – Literaturhinweise zur weiteren Vertiefung. Das Layout ist übersichtlich; die Kapitelüberschriften geben Kurzzusammenfassungen; Zusatzinformationen sind durch die Schriftgröße vom Haupttext abgesetzt. Viele Grafiken sind ausgezeichnet und haben bereits den Eingang in Vorlesungen gefunden, wenn auch die großzügige Verwendung von Farben nicht immer nachvollziehbar ist. Ein Problem hat dieses solide Buch jedoch: die Informationsfülle. Der umfassende und vergleichende Ansatz erforderte bereits in der ersten Auflage eine sehr komprimierte Darstellung; Indiz dafür waren die zahlreichen Daten, die in den Bildlegenden untergebracht werden mussten. Für die vorliegende zweite Auflage haben viele Autoren dankenswerter Weise den Erkenntniszuwachs der letzten Jahre in ihre Kapitel integriert. Da der Gesamtumfang des Buches sich dabei nicht verändert hat, hat die Informationsdichte noch weiter zugenommen. Zur Einführung in die Neurobiologie ist dieses Buch daher nur bedingt geeignet, da die Vielzahl der Informationen Verwirrung stiften kann und die Lesbarkeit herabsetzt. Fortgeschrittenen Studenten sowie Lehrenden bietet das Werk dagegen eine aktuelle und kompetente Darstellung der Neurobiologie – und dies zu einem ausgezeichneten Preis. Rezensent: Dr. Harald Luksch