Offen also will er sein, Deutschlands neuer Bundespräsident Horst Köhler. Sagen will er, was er denkt und was er für nötig hält. Doch zu allererst, so gehört sich das, will er sich mit diesem Buch der Öffentlichkeit vorstellen, der der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds weitgehend noch ein Unbekannter ist. Zu diesem Zweck hat sich Köhler noch vor seiner Wahl für sieben lange Gespräche mit dem Journalisten und ehemaligen Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Hugo Müller-Vogg, zusammengesetzt und eine redigierte Fassung dieses Interviews unmittelbar nach seiner Wahl veröffentlicht. Dass Horst Köhler sich noch vor seinem Amtsantritt publizistisch zu Wort meldet, ist bereits als Hinweis darauf zu verstehen, wie er das Amt auszuführen gedenkt: aktiv und zupackend. Und aktives Zupacken fordert er in diesem Buch auch von denen, die in Deutschland die unmittelbare politische Verantwortung tragen. Mit ein paar kleinen Korrekturen sei es angesichts des Ernstes der Lage nicht getan, konstatiert der Ökonom und kann sich soweit schon einmal breiter Zustimmung gewiss sein. So weit, so gut. Dagegen wird manch einer wohl seine Probleme damit haben, dass der Neue einer eventuellen Kanzlerin Merkel ausgerechnet Maggie Thatcher als Vorbild empfiehlt — zumindest hinsichtlich „der Tiefe und der Breite“ von deren Reformpolitik. Und auf noch mehr Widerspruch dürfte die Ankündigung stoßen, in Zukunft verabschiedete Gesetze nicht nur auf ihr ordnungsgemäßes Zustandekommen überprüfen zu wollen, sondern auch ein materielles Prüfungsrecht für sich in Anspruch zu nehmen. Man darf also, das macht dieses Buch in der Gesamtschau deutlich, gespannt sein auf die Präsidentschaft von Horst Köhler. Wenn seine politischen Impulse so erfrischend sind, wie dieses Buch, soll es uns recht sein. –Hasso Greb
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.