Obwohl wirtschaftliche Macht allem Anschein nach ein das gesamte Wirtschaftsleben durchdringendes und beherrschendes Phänomen ist, hat es in der Idealwelt der Ökonomen (dem Wettbewerbsgleichgewicht) offensichtlich keinen Platz. Ist das nun ein schwerwiegender, wenn nicht irreparabler Fehler der ökonomischen Theorie oder ein hoffentlich durch geeignete Reformen behebbarer Fehler der ökonomischen Realität? Seit dem berühmtenAufsatz von Böhm-Bawerk über „Macht oder ökonomisches Gesetz“ (1914) wird in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften darüber gestritten, was „Macht“ eigentlich ist, welchen Einfluss wirtschaftliche Macht auf das wirtschaftliche Geschehen hat, ob und wie dieser Einfluss durch ökonomische Gesetzmäßigkeiten in Schranken gehalten werden kann und ob sich gar Elemente von Macht in den ökonomischen Funktionszusammenhängen widerspiegeln. Die Beiträge dieses Jahrbuchs sind in der Absicht verfasst, den Gehalt dieser Kontroverse zu klären und neues Licht auf einen „Dauerbrenner“ der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Diskussion zu werfen.