Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in der Finanz- und Wirtschaftswissenschaft der Mensch als ein rein rational und überlegt handelndes Wesen dargestellt, das nach der Lehre des „Homo oeconomicus“ von Adam Smith, die Maximierung seines Nutzens, beispielsweise bei der Gewinnerzielung, anstrebt. Erst Ende 1970 wurde durch die Studien von Daniel Kahneman, Amos Tversky und Richard Thaler bestätigt, dass Menschen sich in spieltheoretischen Experimenten weniger stark von Vernunft und Verstand, sondern mehr durch die von Kontroll- und Harmoniebedürfnissen ausgelösten Emotionen wie z.B. Angst, Furcht und Gier leiten lassen. Insbesondere bei schwierigen und sehr komplex erscheinenden Problemstellungen greifen sie hierzu auf bewährte Vereinfachungsregeln und Faustformeln zurück, um die Situation überschaubar zu machen und damit eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. So kommt es dazu, dass vom Grunde her identische Sachverhalte ungleich gelöst werden.Diese Verhaltensabweichungen finden sich auch in Situationen des Alltags, beispielsweise bei der Geld- und Kapitalanlage in Wertpapieren wieder. Durch diese Erkenntnisse wurde der Grundstein der Behavioral Finance gelegt, welches in Kapitel 2 dargestellt wird. Zusätzlich wird in Kapitel 3 das Portfolio-Selection-Modell von Harry Markowitz erläutert. Es basiert im Gegensatz zur Behavioral Finance auf den ökonomischen Theorien mit rational handelnden Akteuren. Anhand verschiedener Parameter lassen sich theoretisch optimierte Portfolios zusammenstellen, die bei einer gegebenen Rendite ein minimales Risiko aufweisen. Inzwischen geraten die Portfoliotheorie und deren Anwendung umso stärker in die Kritik, je mehr Erkenntnisse der Behavioral Finance erforscht und veröffentlicht werden. Damit stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich aus der verhaltensorientierten Finanztheorie ableiten lassen und wie diese auf das moderne Portfoliomanagement einwirken. Ziel der Arbeit ist es, dem Leser ein umfassenderes Verständnis für das tatsächliche Verhalten von Marktteilnehmern zu vermitteln und Ansätze aufzuzeigen, das eigene Entscheidungsverhalten zu verbessern. Dazu werden im abschließenden Kapitel 4 die typischen Fehler bei einer Geldanlage aufgeführt und daraus Empfehlungen und Verhaltensregeln abgeleitet, die für eine erfolgreiche Kapitalanlage in Wertpapieren beachtet werden sollten.