Wie tickt die Wirtschaft? Die britische Ökonomin will das Geheimnis lüften und begibt sich, weil sie für Laien schreibt, tief in die Niederungen des Populären. Sex, Drogen, Fußball, Superstars und Supermarkt — in allen Bereichen des Alltags, so die Autorin, lässt sich mit ökonomischem Denken Licht ins Dunkel bizarrer Sachverhalte und rätselhafter Zusammenhänge bringen. Warum etwa verdient David Beckham mit seiner Kickerei obszön viel mehr als ein Lehrer? Warum ist es ökonomisch gesehen durchaus im öffentlichen Interesse, die Drogenpolitik erheblich zu lockern? Und warum subventioniert die EU ihre Landwirtschaft mit einer Summe, die locker reichen würde, um allen 45 Millionen Kühen Europas ein Erste-Klasse-Flugticket um die Welt zu kaufen? Rindviecher, aufgepasst! Messerscharf seziert die Profi-Ökonomin wirtschaftspolitische Blödheiten, Missmanagement und Fehlurteile. Coyles These: „Jeder, der sich eine bessere Welt wünscht, sollte in der Lage sein, wie ein Ökonom zu denken.“ Die Ökonomie, so ihre Kernbotschaft, sei gar nicht so kalt, berechnend oder gar menschenverachtend, wie sie auf den ersten Blick oft scheint. „In der Ökonomie geht es um das größtmögliche Wohlbefinden des Einzelnen, und nicht darum, zum Beispiel die größte Autoindustrie oder die reichsten Bauern der Welt zu haben.“ Mit dieser markigen Parole auf dem Banner stürmt Diane Coyle über die aktuellen Kriegsschauplätze der öffentlichen Meinung und politischen Debatten und teilt kräftig aus. Zum Beispiel gegen die widersprüchliche Haltung einer Öffentlichkeit, die mehrheitlich für Steuersenkungen ist, aber gleichzeitig bessere öffentliche Dienstleistungen fordert, die einmütig eine saubere Umwelt will, aber ebenso einmütig niedrigere Benzinpreise, die geschlossen gegen Ausbeuterbetriebe ist, aber auf billige Kleidung nicht verzichten will. Damit läuft man freilich Gefahr, in die Ecke der bösen Neoliberalen gestellt zu werden und auch Diane Coyle wird sich dieses Vorwurfs nicht ganz erwehren können. Aber ihre Sichtweisen sind politisch mitnichten so eindeutig, wie es scheinen könnte. Und wenn es ums Austeilen geht, bekommen alle eins auf die Mütze — Globalisierungsgegner und Globalisierungsbefürworter. Bedauerlich, dass Leidenschaftsausbrüche im Buch dennoch eher die Ausnahme sind. Etwas mehr Frechheit, Verve und Lautstärke hätte einem Buch mit dem Titel Sex, Drugs & Economics gut zu Gesicht gestanden. Aber als „Einstiegsdroge“ in die skeptische und logische Denkart der Ökonomie könnte das Buch dennoch bewusstseinserweiternde Effekte haben. –Gundula Englisch