Bissig und kompromisslos – so kennt, schätzt und fürchtet man Wolfram Siebeck seit Jahrzehnten. In diesem Buch finden alle, die sich für gutes Essen und gehaltvolle Lesekost begeistern, die besten Kolumnen von Deutschlands bekanntestem Gourmetkritiker. Seine Seitenhiebe geraten manchmal zu Breitseiten, wenn Siebeck verbal die Messer wetzt und gegen die Schaumschläger in Europas Küchen anschreibt, die von der Suppe bis zum Kaffee alles mit Schaumhauben überziehen, gegen die Leisetreter des Geschmacks mit ihrer Aromaphobie, oder gegen das Weihnachts-Erdbeer-Syndrom als Folge der Globalisierung. Auch die Edelkneipen, in denen die ewige Polarnacht herrscht, und die Invasion der Kürbisse auf deutschen Speisekarten kriegen ihr Fett weg. Siebecks scharfzüngige Betrachtungen über das lange Warten auf die Rechnung oder den völlig übertriebenen Brot-Kult entlocken jedem Restaurantbesucher ein wissendes Nicken, und seine Kolumnen über den Zusammenhang von Schokolade und Feinstaub oder über das Problem, im Zillertal politisch korrekt einen Schoppen Wein zu bestellen, eröffnen Feinschmeckern völlig neue Einsichten. Doch der passionierte Berufsesser nörgelt nicht nur, er nimmt auch die angeblich so überheblichen Kellner in Schutz ebenso wie die Klassiker der guten Küche. Und er lobt die deutschen Köche – solange sie nur nicht im Fernsehen auftreten –, die gegenüber den müden Helden aus Frankreich an Boden gewinnen. Dagmar Rosenberger