Die Fähigkeit, kritische Töne in einem Reiseführer unterzubringen, und das noch dazu auf humorvolle und nicht destruktive Art, gehört eindeutig zu den anspruchsvolleren Übungen eines Reiseautors. Hans-Jürgen Fründt qualifiziert sich diesbezüglich als absoluter Profi, indem er entsprechende Anmerkungen immer wieder einfließen lässt oder etwa unter eine Aufnahme, auf der es vor hässlichen Bettenburgen nur so wimmelt, den Satz platziert: „Und jetzt alle: Vamos a la playa.“ Andere Bildunterschriften entbehren auch nicht einer gewissen Komik, wenn auch aus anderen Gründen. Da heißt es zum Beispiel unter einem Strandbild: „Sie ham ein knallbuntes Gummiboot“ oder weiter hinten: „Das Markenzeichen von Villajoyosa: die bunten Häuser.“ Schade nur, dass derartige Aussagen bei einer durchgängigen Schwarz-Weiß-Fotografie etwas verpuffen. Das tun die umfassenden und akribisch genauen Informationen sowie die praktischen Reisetipps überhaupt nicht. Fründt entpuppt sich als Kenner der gesamten spanischen Mittelmeerküste von den Pyrenäen bis Gibraltar. Große Landes- und Küstenkenntnis hat er allerdings bereits in einigen anderen Reise Know-How-Büchern unter Beweis gestellt, denen weite Teile entnommen wurden, um hier in diesen Spezialband zusammengefügt zu werden. Ein besonderer Fokus dieses aufgrund seiner knapp 150 Ortspläne und Karten vor allem für Autoreisende gut geeigneten Reisehandbuchs liegt auf den zahlreichen Stränden zwischen Costa Brava, Blanca und Tropical. Sowohl in den Karten als auch in den einzelnen Textabschnitten machen Piktogramme sofort deutlich, welche Einrichtungen Wasserratten dort erwarten können. Ein Extra-Kapitel „Mit Kindern in Spanien“ zeigt, dass es noch mehr gibt als Sandburgen bauen. Transporthinweise vom Flugzeug bis zum Eseltaxi offenbaren Alternativen zur Luftmatratze, und ausführliche Kapitel zu Gesellschaft, Geschichte und Kultur machen deutlich, dass es jenseits von Pilsrunden in der „Man spricht Deutsch“-Bar viele Möglichkeiten gibt, das Land zu entdecken. –Christian Haas