Buchnotiz zu : Frankfurter Rundschau, 21.12.2000Bevor Rüdiger Suchsland uns Rainer Forsts Sammelband mit 12 Beiträgen „hochkarätiger“ Verfasser vorstellt, reflektiert er kurz selbst die Thematik. Nicht „menschenfreundliche Gesinnung“, sondern „nackte Angst“ habe am Anfang der Toleranz gestanden, nämlich z. B. als letztes Überlebensmittel des Königs Henri IV gegen religiösen Fanatismus. Heute gehe es längst nicht mehr um das staatliche Überleben, sondern eher um Fragen wie: Welche Differenzen sind zumutbar für die Gemeinschaft, wann ist staatliches Einschreiten legitim? Auf das „Gewirr von Positionen“, so Suchsland, macht der Herausgeber des Sammelbandes schon in der Einleitung aufmerksam, einige werden in der Rezension kurz angerissen, beispielsweise die der Philosophin Wendy Brown, die einen Bedeutungswandel des Begriffs Toleranz konstatiert und auf seine neue „zutiefst antidemokratische Dimension“ verweist. Die meisten Verfasser würden sich mit der Frage der philosophischen Definition und einer politisch -sozialen Anwendung befassen, resümiert Suchsland, und dass man keine einheitliche Definition erwarten könne, verstehe sich bei diesem Thema von selbst. Wo endet die Toleranz? Natürlich vor radikalen Ansichten. Amüsiert konstatiert der Rezensent, dass ausgerechnet ein Sammelband über Toleranz zu dem „klassischen Problem zurückführt, wer am Ende den Feind definiert“.© Perlentaucher Medien GmbH