„Eine längst fällige Abrechnung“ nennt das west-östliche Autorengespann Michael Jürgs und Angela Elis sein unterhaltsames Büchlein im Untertitel, und zwar eine „unter Brüdern und Schwestern“. Zwischen solchen geht es ja bekanntlich schon mal ein bisschen heftiger zu. Gegenüber dem eigenen Bruder oder der eigenen Schwester staut sich mit der Zeit eben schon mal allerhand auf, weshalb es dann, wenn sich die Aggression endlich Bahn bricht, auch so richtig scheppert. Aber wie schlimm sich die Verbalattacken auch immer anhören, nach so einem klärenden Gewitter hat man sich doch wieder um so lieber — auch das gehört halt dazu zwischen Brüdern und Schwestern. Ob das zwischen den „Ossis und Wessis“ tatsächlich auch irgendwann mal so sein wird, bleibt abzuwarten. Nach anderthalb gesamtdeutschen Jahrzehnten ist — um es einmal in übelstem Ossideutsch zu formulieren – im Moment jedenfalls „Fakt“, dass es zwischen Deutschen (Ost) und Deutschen (West) ganz gewaltig knirscht. Dabei sind die beiderseitigen — oft durchaus nicht ganz unbegründeten! — Vorurteile, die Jürgs und Elis freilich auch meisterlich auf den Punkt zu bringen verstehen, durchaus von hohem Unterhaltungswert. Jedenfalls für den, der nicht selbst zornesrot in solch hilflosen Schuldzuweisungen gefangen ist. Darüber zu richten, ob diese Abrechnung wirklich (noch) fällig war oder ob hier nur noch — dies allerdings ganz zweifellos mit einigem Sprachwitz! — nachgekartet wird, wollen wir anderen überlassen. — Hasso Greb