Da haben sich ja zwei gefunden, mag man auf den ersten Blick sagen. Hier die kochende Plaudertasche par excellence, die Rezepte gerne so einfach hat, dass sie bequem in eine halbe Stunde Sendezeit passen, Redezeit inklusive. Und dort das Genie, der Koch des Jahrhunderts, der Meister aller Töpfe, der Perfektionist. Was dabei herausgekommen ist? Genau die Mitte — von (fast) jedem nachkochbare Gerichte, raffiniert, aber doch bodenständig, ausgefallen und doch reduziert. Unser Kochbuch haben Alfred Biolek und Eckart Witzigmann das Ergebnis ihrer wochenlangen Kochrecherche genannt, für die sie sich eingehend miteinander und mit ihrem Konzept auseinander gesetzt haben. Denn eins war von vornherein klar: In diesem Buch taucht kein Fitzchen Fleisch auf, kein Stück Fisch, keine Wurst. Und doch ist es dabei keineswegs nur ein Kochbuch für Vegetarier geworden. Im Gegenteil: Gerade den Fleischliebhabern sollen wieder die Augen dafür geöffnet werden, wie variantenreich Gemüse, Obst und Salate eingesetzt werden können. Das beginnt bei kleinen Gerichten, wie einem Käseknödel im Wirsingblatt oder geschmorten Fühlingszwiebeln und Austernpilzen, und führt über ein Kokos-Curry-Süppchen und Kartoffelravioli auf Egerlingen bis hin zu Rotwein-Linsen-Gemüse und österreichischen Desserts, wie dem berühmten Milli-Rahmstrudel. Die Fülle an Zutaten hält sich für Witzgmann‘ sche Verhältnisse absolut in Grenzen, kaum ein Rezept benötigt in der detaillierten Beschreibung mehr als 20 Zeilen. Aufbereitung, Lay-out und Design des Buches sind angenehm zurückhaltend, die Fotos spielen mit Arbeitsatmosphäre, changieren in Farbe und Schwarz-Weiß, von intensiver Werkstatt zu luftigem Genuss. Ein Küchenmeister am Werk, Hunderttausenden nahe gebracht von einem Medienmeister. Eine gewagte, aber gelungene Symbiose. –Matthias F. Mangold