In den letzten zehn Jahren haben wir mehr ber die Funktionsweise des Gehirns gelernt als in allen vorangegangenen Jahrhunderten zusammen. Moderne bildgebende Verfahren wie Computer- und Kernspintomographie machen es m”glich, dem Gehirn sozusagen bei der Arbeit zuzuschauen. Vor allem bei der Erforschung der F„higkeit des Gehirns, sich w„hrend des gesamten Lebens weiterzuentwickeln, zu lernen und sich zu ver„ndern („neuronale Plastizit„t“), wurden bahnbrechende Fortschritte erzielt. Daraus leiten sich tief greifende Konsequenzen fr Lernen und Bildung in jedem Lebensalter ab. Die neue neurobiologisch fundierte Lernwissenschaft untersucht die Frage, wie im Gehirn Wahrnehmungen, Gefhle, Erinnerungen und Sprache entstehen. Sie befasst sich mit der Bedeutung der frhen und der sp„ten Lebensjahre fr einen lebenslangen, erfolgreichen Lernprozess. So wissen wir jetzt zum Beispiel, wie sich die Leseleistungen und die mathematischen F„higkeiten verbessern lassen und wie wichtig die Unterschei dung zwischen „Angeborenem“ und „Anerzogenem“ im Lernprozess und in der Gehirnentwicklung ist. Dieses Buch verbindet medizinische Neurowissenschaft, Psychologie, P„dagogik, Gesundheitswesen und Bildungspolitik. Wenn die Erkenntnisse, die es dokumentiert, in die Praxis umgesetzt werden, bieten sich viel versprechende Perspektiven: von einer effizienteren Schulbildung ber die wirksame Behandlung von Leistungsschw„chen bis hin zur Optimierung der Bedingungen fr das Lernen im Alter und einem besseren Verst„ndnis der Alzheimer-Krankheit. In seiner Einfhrung umreiát der Neurowissenschaftler und Psychiater Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer das faszinierende Szenario der modernen Gehirnforschung. In einem einpr„gsamen, spannend zu lesenden Text schildert er das Abenteuer eines Organs, das sich mit immer brillanteren Methoden und Forschungsdesigns selber erforscht.