Christian Schmidt porträtiert Joschka Fischer und seine Gang auf dem Weg zur (real-)politischen Macht. Gemeint sind damit Daniel Cohn-Bendit und andere, die in den 70er Jahren der linksradikalen Szene Frankfurts angehörten, und später unter dem Dach der Grünen zum Marsch durch die Institutionen des bundesdeutschen Politikbetriebes antraten. Innerhalb weniger Jahre wandelte sich Joschka Fischer dank seines ausgeprägten Machtinstinkts und mit tatkräftiger Unterstützung seines „Frankfurter Clans“ vom linksradikalen Sponti zum anerkannten Wortführer der sogenannten Realos, die sich unter seiner Regie zum dominanten Flügel der grünen Partei aufschwingen konnten. Allerdings glaubt Schmidt in der viel beschworenen Realpolitik Fischer’scher Prägung nichts anderes erkennen zu können als die opportunistische Anpassung an das bestehende System, unter Aufgabe jedes wirklich reformerischen oder gar revolutionären Politikansatzes. Einzig ausgerichtet auf die Eroberung von Macht- und Einflußpositionen ihrer Protagonisten. Als sichtbarste Folge dieser Politik unterscheiden sich die Grünen — die Drögen, wie Schmidt sie nicht ohne Häme nennt — nur noch marginal von den einst so heftig bekämpften Altparteien. Und es ist zweifellos der Verdienst des Realpolitikers Fischer, daß sie damit ihrem Ziel, die FDP als dritte politische Kraft zu verdrängen — und zugleich deren Rolle als geschmeidige Mehrheitsbeschafferin zu übernehmen — so nahe gekommen ist wie niemals zuvor in ihrer 18jährigen Geschichte. Damit ist Schmidt ein streckenweise polemisches, aber auch ein gründlich recherchiertes Buch gelungen, das dank seines ironischen Stils unterhaltsam zu lesen ist, und das durch die Wahl der ersten rot-grünen Bundesregierung und die Berufung Joschka Fischers zu deren Vizekanzler und Außenminister an Brisanz nur noch gewonnen hat. –Stephan Fingerle