John Perkins weiß, wovon er redet, wenn er die rücksichtslosen Machenschaften geißelt, mit denen sich US-amerikanische Konzerne nicht nur mit Wissen, sondern sogar mit Unterstützung von Regierung und Geheimdiensten ihre Profite in der Dritten Welt sichern. Er selbst hat der „Korporatokratie“, die er jetzt anprangert, mehr als ein Jahrzehnt als „Wirtschaftskiller“ gedient. In seinem ersten Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man hat er darüber ausführlich berichtet. Vor dem Hintergrund dessen, was dort über seine frühere Tätigkeit für die von ihm selbst so genannte „Wirtschaftsmafia“ nachzulesen war, fällt es ausgesprochen schwer, dem Autor mit Sympathie zu begegnen. Beinahe will man es sich verkneifen, sein Buch zur Lektüre zu empfehlen, zumal er nicht gerade der geborene Schriftsteller ist. Wir tun es trotzdem, und dies mit Nachdruck! Das von Perkins in Weltmacht ohne Skrupel beschriebene „Imperium“ wird von einem Machtzirkel „regiert“, der sich jeder demokratischen Kontrolle entzieht. Ganz im Gegenteil haben dessen Protagonisten, wenn man den Ausführungen folgt, weitgehend längst die Kontrolle über die Institutionen der Demokratie übernommen: „Sie leiten unsere Konzerne und durch diese unsere Regierung. Sie bewegen sich durch die ‚Drehtür der Macht‘ zwischen Politik und Wirtschaft hin und her. Da sie die Wahlkämpfe und die Medien finanzieren, kontrollieren sie die Volksvertreter und die Informationen, die uns zur Verfügung gestellt werden. Diese Männer und Frauen – die Korporatokratie – haben die Macht, gleichgültig ob die Republikaner oder die Demokraten das Weiße Haus oder den Kongress beherrschen. Sie sind nicht dem Willen des Volkes unterworfen, und ihre Amtszeit ist nicht gesetzlich begrenzt.“ Von der Existenz dieses im Verborgenen errichteten Imperiums wüssten die meisten Bürger nichts. Tatsächlich aber beherrsche die Korporatokratie nicht nur (zu deren nur vermeintlichen Wohle) die USA, ihre Tentakel reichten vielmehr weltweit „bis in die letzten Regenwälder und die abgelegensten Wüstenregionen“. Mit mehreren Dutzend Fallgeschichten aus Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika zeigt Perkins, der ohne Scheu auch Namen nennt, was Konzerne wie Halliburton oder Bechtel in der Welt eigentlich alles so anstellen, wer sie dabei gewähren lässt oder sogar unterstützt, wie Entwicklungshilfegelder und –kredite in die eigenen Taschen zurückgelenkt werden und die so genannten „Nehmerländer“ bei all dem immer nur noch ärmer werden. Und er zeigt auch, warum hin und wieder auch schon einmal jemand mit seinem Flugzeug abstürzen oder sonstwie zu Tode kommen muss, damit das System weiter funktioniert. Freunde hat sich Perkins in gewissen Kreisen schon mit seinem ersten Buch gewiss keine gemacht. Damit aber, dass er jetzt noch einmal so übel nachtritt, hat er sich dazu ohne Zweifel auch noch eine Menge Feinde eingehandelt. — Andreas Vierecke, Literaturanzeiger.de