Eigentlich gibt es nicht viel zu tun für Hans Berndorf. Zumindest könnte man das meinen, wenn man sich die Ausgangslage seines Einsatzes vergegenwärtigt. Denn der ehemalige Polizist wird zu den Ermittlungen in einem Fall gerufen, der eigentlich schon abgeschlossen scheint. Der mutmaßliche Täter beim Mord an der 27-jährigen Kunsthistorikerin Fiona Morny scheint nämlich durch Indizien ohnehin schon überführt zu sein – auch wenn der Ehemann, ein Hauptmann der Bundeswehr, noch im Ulmer Gerichtssaal mit leiser Stimme seine Unschuld beteuert. Als dann aber ein involvierter Anwalt vor den Zug gestoßen wird, und als sich herausstellt, dass dieser mit dem mit dem Mord befassten Richter besser bekannt war, als beide während des Prozesses haben durchblicken lassen, weitet sich das vermeintliche Eifersuchtsdrama zu einer spannenden Geschichte, deren dunkler Schatten bis ins Deutschland der unseligen vierziger Jahre zurückreicht. Im Zentrum der Aufklärung scheint dabei ein mysteriöser Hochzeitsring zu stehen, den die Ermittler auf einem der letzten Fotos mit der toten Fiona Morny erkennen – Teil einer feierlichen jüdischen Zeremonie und inzwischen eine mehr oder weniger rare Antiquität. Welche Rolle spielt er in dem Fall? Und welche Rolle spielt der Richter, der Bernsdorf und seinem Team einiges verschweigt? „Ich frage mich, ob diese junge Frau gewusst hat oder hätte wissen müssen, was sie da trägt. Und warum sie es trotzdem getan hat“, heißt es einmal in Beifang. Und genau diese Frage ist es, deren Beantwortung der Roman in einem ebenso spannenden wie klug entwickelten Plot auf über 450 Seiten fulminant entwirft. Das alles ist handwerklich meisterhaft gemacht. Und gut zu lesen ist es auch. — Stefan Kellerer