Buchnotiz zu : Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2001Thomas Wirtz sieht mit dem Erscheinen dieses Bandes eine Lücke geschlossen, zumal er der Ansicht ist, dass es gerade bei Carl Schmitt besonders wichtig ist, über seine Lebensumstände informiert zu sein. Bisher wurde viel spekuliert, merkt Wirtz an: etwa über Schmitts Jugend, der als Katholik im protestantischen Plettenberg aufwuchs, was für viele Autoren bisher Grund zu er Annahme war, Schmitt habe durch religiöse Ressentiments eine Tendenz zum Antisemitismus entwickelt. Der vorliegende Band bietet nach Wirtz daher eine willkommene Aufklärung. So werde in den Briefen „an keiner einzigen Stelle (…) eine konfessionelle Militanz“ spürbar. Stattdessen herrschen andere Themen vor: Kultur und finanzielle Belange, aber auch der Wunsch der weit entfernt lebenden Geschwister, durch Klatsch und Tratsch so etwas wie einen „verlorenen gemeinsamen Alltag“ fortzusetzen. Wer jedoch über Schmitts juristische Tätigkeiten und Veröffentlichungen erfahren will, wird hier nicht fündig, so der Rezensent. Doch zeigen sich, wie er betont, bereits Vorläufer von Schmitts „Schattenrissen“, einer 1913 veröffentlichten Porträtsammlung „mit ihren oft bösen und immer kundigen Ausfällen auf den empfindsamen Zeitgeist“. Wenn Schmitt überhaupt Ressentiments zeigt, so sind diese, wie der Rezensent feststellt, nie religiöser, sondern eher sozialer Art, wobei auch eine Tendenz zum Selbstmitleid bisweilen sichtbar wird. Insgesamt bewertet Wirtz dieses Buch als eine „kleine Sensation“, besonders wohl, weil der Leser einige bisher unterschätzte Seiten Schmitts kennen lernen kann.© Perlentaucher Medien GmbH