Die Welt tanzt nach den Klängen des Buena Vista Social Club. Spätestens seit Ry Cooder über ein paar vitale ältere Herren mit Gitarre stolperte, ist Kuba wieder im Focus. Weniger als letzte, fast schon geschleifte Bastion des Mangel-Sozialismus, denn das wird sich wohl erledigen, sobald der Maximo Lider den Löffel der Regierungsgewalt abgibt, sondern als vitales junges Land der Dritten Welt, das sich im Elend und in der Isolation behauptet. Genau davon berichten die beiden Autoren Michael Saur und Thomas Schuler, von den tagtäglichen Strapazen des Überlebens, von den Spuren, die Mangel, Korruption und Willkürjustiz bei den Menschen hinterlassen und von der List und Beharrlichkeit, mit denen sie dennoch ihre unmittelbaren Ziele erreichen: das Huhn für den Benzinkocher, ein paar Dollar für die Miete und ein paar Dollar mehr für die Überfahrt ins nicht nur gelobte Land. Echte Menschen, die schillernder leben als die meisten Romanfiguren: Marita Lorenz, die Ex-Geliebte Castros, Günther, der deutsche Zuhälter, Nitza Villapol, die Fernsehköchin, die nichts mehr vorzukochen hat und all die anderen, die uns in diesen faszinierenden Berichten sehr nahe kommen. Eine unbedingt notwendige Ergänzung zur Touristen-Pflicht-Lektüre. –Carl-Ludwig Reichert