Für Pero Micic gibt es eine aktive und eine passive Sicht auf die Zukunft. Letztere ist dadurch gekennzeichnet, dass es irgendeinen Experten, Guru, Zukunftsforscher gibt, der sagen kann, wie die Zukunft wird oder eine Methode kennt, mit der sich dies bestimmen lässt. „In dieser passiven Sicht auf die Zukunft geht es um die Wahrscheinlichkeit dessen, was da vor uns liegt“, sagt Micic. Diese Zukunftsannahmen helfen uns, längerfristige Entscheidungen zu treffen. Die aktive Sicht auf die Zukunft wiederum kümmert sich nicht um Vorhersagen, sondern um die Gestaltung der Zukunft, also kurz, wie man möchte, dass sie wird. Der wesentliche Zusammenhang dabei ist: „Je stärker die Zukunft vorhersagbar ist, desto weniger können wir etwas an ihr ändern, desto weniger können wir sie gestalten. Das aber will kaum jemand. Wir alle wollen unsere Zukunft gestalten, wollen sie besser machen können, als wir sie intuitiv erwarten. Je mehr sie dann aber gestaltbar ist – und in dieser sich schnell verändernden Welt ist eben immer mehr gestaltbar -, desto weniger kann sie vorhersagbar sein.“ Folglich müssen die Menschen froh sein, dass Zukunft nicht vorhersagbar ist, denn nur dann ist sie gestaltbar. Für Micic spielt sich Zukunft deshalb in der Gegenwart ab. Sie ist immer schon da. Die meisten Erfindungen, die in Zukunft eine Rolle spielen werden, gibt es nämlich schon. Beispiel: Das erste Handy funktionierte bereits 1918. Nicht nur deshalb hebt sich sein Buch so wohltuend von vielen anderen seiner Zunft ab. Der Autor schwafelt nämlich nicht über irgendwelche technischen Zukünfte im dritten Jahrtausend, sondern beschäftigt sich mit dem Plastilin, mit dem wir die Zukunft kneten können. Wir, und nicht König Zufall oder höhere Mächte. Deshalb, so Micic, braucht man für die Zukunft auch die richtigen Kompetenzen – um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. Wir haben die Zukunft selbst in der Hand, so seine These. Dieses Buch ist der Beweis, dass erstklassige Zukunftsforscher auch in diesem Land zu finden sind. Wir müssen nicht immer in die bisweilen kritiklosen, verharmlosenden, rosaroten Zukünfte der Amerikaner blicken. –Winfried Kretschmer